CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

Pallas - Beat the drum
(71:42, InsideOut, 1999)

Fast 13 Jahre ließen sie sich Zeit. Nach einigen Ankündigungen, Wirrungen und Verschiebungen hat einer der Urväter der Neo Prog Welle (es gab Zeiten da spielte eine Band namens Marillion sogar im Vorprogramm von Pallas) nun endlich einen Nachfolger der erfolgreichen Alben "The sentinel" (1984) und "The wedge" (1986) vorgelegt. Der Weg der ersten beiden Alben wurde konsequent fortgesetzt, während "The sentinel" am sinfonischsten klang und sicherlich zu den Klassikern des Neo Progs zu zählen ist, "The wedge" schon wesentlich rockiger ausfiel, ist "Beat the drum" noch eine Spur geradliniger, wodurch die Musik von Pallas schon fast in Richtung Melodic Rock geht, ein unverkennbarer Prog-Touch aber geblieben ist. Im Mittelpunkt stehen bei Pallas die Songstruktur und nicht technisches Können. Beim traditionellen Aufbau in der Form Strophe - Chorus - Strophe wird mehr Wert auf Melodie und Eingängigkeit gelegt und die Spieltechnik in den Hintergrund gedrängt. Gemessen an den führenden Vertreters dieses Genres wie z.B. IQ und Arena, klingen Pallas wesentlich unspektakulärer, eingängiger und verzichten zudem fast komplett auf ausschweifende Soli, abgesehen von etwas Gitarre und Keyboard hier und da. Ausnahme sind die beiden epischen Titel "Ghosts" und "Fragments of the sun", die zugleich auch die Highlights der CD darstellen. Großer Pluspunkt der Schotten ist natürlich die angenehme Stimme von Alan Reed, wie sie es auch verstehen Melodien in längere, aber dennoch kompakt wirkende Songs mit reichlich Atmosphäre und packender Stimmung zu verpacken. Bestes Beispiel dafür, die traumhaft schöne Ballade "Blood & roses". Wer mehr auf eingängiges Material im Stile von "Arrive alive" steht oder "The wedge" besser als "The sentinel" findet, dem wird zweifelsohne auch "Beat the drum" Freude bereiten. Mein persönlicher Favorit bleibt aber weiterhin das erste Album, gegen das "Beat the drum" im Vergleich über weite Strecken einfach zu straight ausgefallen ist. So bleibt letztendlich jedem selbst überlassen wie er Pallas lieber mag. Einen Platz in den Top 10 des Jahres zu erreichen, sollte den Schotten aber dennoch leichtfallen. Von deren Livequalitäten kann man sich im Juni als Headliner des traditionellen Festivals in Uden oder auch bei uns in Offenbach überzeugen, während ein weiteres Studioalbum auch schon für das nächste Jahr angekündigt wurde.

Kristian Selm



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