CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Antares - Choking the stone
(45:51, Privatpressung, 2001)
Wer soll denn da noch die Übersicht behalten? Wirklich leicht verwirrend, wenn von zwei verschiedenen Bands mit gleichen Namen, kurz hintereinander Alben veröffentlicht werden. Erst meldeten sich die deutschen Antares nach längerer Sendepause wieder zurück, ein paar Monate später legt nun auch die niederländische Ausgabe ihr Debüt "Chocking the stone" vor. Abgesehen von der namentlich Gleichheit, sieht es mit den musikalischen Gemeinsamkeiten ganz anders aus, denn die hier vorliegenden Antares bevorzugen eine modernere, härtere Gangart des Progressive Rocks. Die Band aus Nordholland vertraut auf eine gelungene Mischung aus sinfonischen Neo Prog Elementen, die mit Einflüssen aus dem Prog Metal gepaart werden. Gerade die gesunde Mischung macht es bei Antares aus. Nicht zu heavy, aber auch nicht zu lasch, eben eine prima Balance aus elegischen Soli und harten Riffs, jedes zu seiner Zeit. Doch findet man nicht sofort den Zugang zur Musik des Quintetts, man benötigt für einige Passagen einfach mehrere Hördurchgänge. Nur selten bekommt man Melodielinien geboten, an denen man sich sofort entlang hangeln kann. Dass heißt jetzt keineswegs, dass dem Album Melodien fehlen, die Ideen wirken nur auf den ersten Eindruck hin sperrig, nicht sofort flüssig ineinandergehend. Ein weiteres Problem, wieder mal für meine Ohren, ist die Stimmlage von Sänger und Gitarrist Han Uil. Sicherlich kein schlechter Sänger, doch komme ich nicht so ganz mit seiner leicht brüchig wirkenden Stimme klar, die stellenweise an sein Vorbild Peter Hammill erinnert. Mag hier jeder für sich selbst entscheiden. Dafür fährt die Band im instrumentalen Bereich eine gute Anzahl an interessanten Ideen auf. Bei "Half of the mirror" ist es orientalischer Einfluss, der dem Song jede Menge Atmosphäre gibt, das über 12½ minütige Titelstück arbeitet sich durch eine ganze Gefühlswelt an sich verändernden Stimmungen. Solistische Extravaganzen dienen nie zum reinen Selbstzweck, sondern sind der Songentwicklung untergeordnet. "Chocking the stone" ist ein verheißungsvolles, beim öfteren Anhören stetig wachsendes Debüt, mit dem Antares auf jeden Fall auch weiteres Potential für die Zukunft heraufbeschwört.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002