CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
Antares - Out of sight
(59:40, Privatpressung, 1998)
Antares - Over the hills
(41:01, Bellaphon, 1982)
Sechzehn Jahre war Sendepause, bevor es wieder etwas von der Formation Antares zu hören gab. Sieben neue Songs entstanden in den letzten Monaten, doch um genügend Musik fürs Geld zu bieten, wurde auch noch gleich die Playback Versionen ohne Gesang dazugepackt. Dazu die interessante Aussage von Claus Neide (Gesang, Keyboards, Gitarre): "Unsere CD wird vertrieben durch Musea / France und Fossil Records / Illinois USA und natürlich Eigenvertrieb. Hier in Deutschland ist das kaum an den Mann zu bringen." Eigentlich unverständlich, denn in der Musik von Antares stecken viele tolle Melodien, sinfonischer Bombast - deswegen breche ich mal an dieser Stelle eine Lanze für die Band, auch wenn die alten und neuen Songs doch deutliche Unterschiede beinhalten - dazu gleich mehr. Zuerst ein Blick auf das aktuelle Album mit den doppelt vertretenen sieben neuen Titel, bei denen Claus Neide, Khalid Schröder (Schlagzeug, Percussion), Jens Fricke (Rhythmus- & Acoustic Gitarre), Rainer Schöning (Saxophon) und Ede Brumund-Rüther (Bass) zur Seite standen. Aufbauend auf straighten, geradlinigen Rhythmen setzt vor allem die Gitarre mal in prägnanten, mal in verträumter, elegischer Spielweise Akzente. Hinzu kommen sanfte sphärische Keyboardparts und einige Saxophon Sprenkler. Auch wenn die sinfonischen-rockigen Songs einfacher gestrickt sind, verfügen sie mit ihren fast schon poppigen Melodien über Wiedererkennungswert und charmante Ausstrahlung. Verträumte, sachte Passagen wechseln ab mit leichter Rockkost. Die eigentliche Entdeckung sind jedoch die Aufnahmen des aus dem Jahre 1982 stammenden Albums "Over the hills", die demnächst hoffentlich auch auf CD wiederveröffentlicht werden sollen. Die sinfonischen Elemente wurden zwar aus der Vergangenheit in die Gegenwart gerettet, doch früher zeigte sich die Band wesentlich verspielter, mehr auf der Progressive Rock Tradition fußend, ohne dabei auf tolle Melodien verzichten zu müssen. Passagen, die stellenweise an die frühen Saga, Genesis während den Mid 70er erinnern, werden geschickt mit den eigenen Ideen zu etwas eigenem verschmolzen. Zwar gelingt nicht immer die Symbiose, manches wirkt noch etwas zu hölzern, zu gewollt, doch der Großteil klingt wirklich überzeugend. Keyboards und Gitarre stehen wesentlich mehr im Wettstreit - mal zusammen, mal gegenläufig werden die Melodien in wesentlich weitangelegteren Strukturen (Songlängen zwischen 4 - 10 Minuten) verarbeitet. Wer mehr auf die melodische, verspielte Seite des Progressive Rocks steht und auch - wie bei den neuen Titeln - mit straighteren Arrangements keine Probleme hat, der sollte Antares auf jeden Fall mal ein Ohr leihen. Es wäre doch wirklich schade, wenn diese Musik in Deutschland nicht an den Mann gebracht werden könnte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001