CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Big Big Train - Bard
(67:38, Threefrogs Records, 2002)
Big Big Train, irgendwie sagt mir dieser Name doch etwas? Ach ja, es ist schon ein paar Jährchen her, man muss eben nur lange genug in den Hirnwindungen graben. Damals machte die Band mit den Alben "Goodbye to the age of steam" und "English boy wonders" und Gastmusikern wie z.B. Martin Orford auf sich aufmerksam. Wieder nahm man sich aus privaten Gründen eine recht lange Auszeit, um mit "Bard" in der typisch ruhigen, melancholischen Art weiterzumachen, wo man bei den Vorgängern aufhörte. Aber dennoch klingt "Bard" trotz seiner zurückgenommenen Art, aufgeräumter, in sich stimmiger und faszinierender als die Vorgänger. Ein Grund dafür liegt wohl darin begründet, dass Big Big Train sich mit ihrer sachten Art Rock und Progressive Rock zu verbinden, mehr von den neo progressiven Wurzeln, den 80er Sounds verabschiedet haben und zeitlich einfach noch ein Jahrzehnt zurückgegangen sind. So klingen auf einmal die Soloparts und Stimmungen (jede Menge Mellotronsounds) in Ansätzen mehr nach Genesis und Yes. Da dazu jedoch sehr relaxte Arrangements kommen, die sicherlich auf den einen oder anderen auf Dauer doch zu ruhig, vielleicht auch zu langweilig wirken werden, bekommt die Musik von Big Big Train eine ganz eigene Atmosphäre. Eines muss man den Briten dabei zweifelsohne zusprechen, nämlich die Kunst sehr stimmige, intelligente Kompositionen auf die Beine gestellt zu haben, die, ob nun nur 4 oder auch 17 Minuten lang, die Ideen immer kompakt und passend präsentieren. Leider gibt es nur selten wirklich packende Soloteile an Keyboards oder Gitarre, die für mehr Tempo und Pfiff sorgen. So ist "Bard" ein ruhiges, von schönen Melodien durchzogenes Album, welchem auf Dauer die zurückgenommene Power je nach eigenem Empfinden einen Teil der Spannung nimmt oder gerade deswegen ein stimmiges Album entstehen lässt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002