CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)
Shadow Gallery - Tyranny
(73:54, Magna Carta, 1998)
Zusammen mit Magellan waren Shadow Gallery vor rund sechs Jahren die beiden ersten Bands, die beim amerikanischen Prog Label Magna Carta erschienen und deren Ruf als ambitioniertes Label begründeten. Magna Carta hat inzwischen sein Fühler aus dem Prog-Metal hinaus gestreckt und auch bei Shadow Gallery gingen diese sechs Jahre nicht spurlos vorbei. Abgesehen davon, dass "Tyranny" großmundig schon seit über einem Jahr angekündigt war. Zuerst einmal Entwarnung. Der typische Shadow Gallery Sound ist geblieben: hymnische Melodien, mehrstimmiger Harmoniegesang und intelligent gespielt und komponierter Prog-Metal. Doch über die Jahre hat man sich nicht nur vom peinlichen Rüschenhemden Outfit der ersten CD entfernt, man gibt sich im Booklet raubeiniger und in Jeans wesentlich glaubwürdiger. Wie das Outfit, so wurde ebenfalls der Sound an manchen Stellen gewandelt, sprich es klingt wesentlich härter und auch theatralischer als gewohnt. Beim Opener "Stiletto in the sand" wirken die Amis wie von Teufeln gehetzt. Solch übertriebenes Tempogebolze bleibt zum Glück Mangelware. Wie gewohnt, kriegt man als Entschädigung balladenhafte Klänge und ruhige, untermalende Piano- und Keyboardparts. "Tyranny" klingt zwar typisch nach Shadow Gallery, aber trotzdem irgendwie anders als bisher. Liegt es nur an den Gastauftritten von Dream Theater Frontmann James LaBrie und Royal Hunt Shouter D.C. Cooper? Den fließenden Übergängen, die wesentlich homogener als beim Vorgänger "Carved in sand" klingen? Egal, "Tyranny" kann auf jeden Fall als überaus gelungen bezeichnet werden. Das lange Warten hat sich also gelohnt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998