CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Salem Hill - Catatonia
(68:16, Cyclops, 1997)
Schon wieder eine neue Veröffentlichung von Salem Hill? Eigentlich nicht, aber es ist wirklich an der Zeit, endlich einmal Licht in die Zahl und Abfolge der Veröffentlichungen der amerikanischen Band zu bringen. "Catatonia" ist nämlich weder der Nachfolger von "Not everybody`s gold", noch ein Re-Release der ersten Salem Hill-CD, noch das Vorläuferalbum zu dem erfolgreichen "The robbery of murder". In vielen Reviews und selbst auch auf der Cyclops-Homepage hat man scheinbar etwas den Überblick verloren. Salem Hill besteht bereits seit 1987 und die ersten beiden Alben erschienen 1992 und 1993. Das Konzeptalbum "The robbery of murder" sah 1995 bereits das Licht der Welt, bevor "Catatonia" 1997 erschien. Die Verwirrung kommt auch daher, dass "The robbery of murder" noch einmal (ebenfalls 1997) aufgenommen wurde. Zeitlich ist daher "Catatonia" als Nachfolger von "The robbery of murder" anzusetzen und stellt somit das 4. Studioalbum von Salem Hill dar. Es erschien zunächst auf dem Band-eigenen Label und wurde 2001 von Cyclops wiederveröffentlicht. Da mir das Original von 1997 nicht vorliegt, kann ich über über mögliche Unterschiede zwischen den beiden Versionen nichts sagen. Wie "The robbery of murder" ist auch "Catatonia" ist ein Konzeptalbum. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der nicht träumen kann. Stattdessen kann er mittels einer Art von Wach-Traum in eine imaginäre Welt eindringen, je länger er sich dort aber aufhält, umso schwieriger wird es für ihn, in die Realität zurückzufinden. Das ganze Konzeptwerk besteht aus 14 einzelnen Songs. Nach dem ruhigen, gefühlvollen Anfang mit dem Titel "The walking dead" erwartet man, dass auch der Rest ähnlich nahtlos an das geniale "The robbery of murder"-Album anschließt. Dennoch erreicht "Catatonia" nur selten das hohe Niveau des Vorgängers. In der Hauptsache werden eher kurze, melodiöse Stücke geboten, die vielleicht vor einigen Jahren auch erfolgreich im Radio hätten laufen können. Mir bleibt jedoch die Musik auch nach mehrmaligem Hören nicht im Gedächtnis haften. Es klingt vieles nicht so durchdacht, wie man es sonst von Salem Hill gewohnt ist. Während die musikalischen Themen von "The robbery of murder" im Verlauf des Konzepts immer wieder aufgegriffen und variiert werden und somit die Musik zusammenhalten, stehen die Stücke von "Catatonia" unverbunden und etwas lieblos nebeneinander. Erst zum Ende hin, beginnend mit Titelstück 8, lässt sich ein roter Faden erkennen, der die abschließenden Teile zusammenhält. Damit man mich nicht missversteht: Schlecht ist das ganze zwar nicht, aber bei Salem Hill habe ich die Erwartungen inzwischen deutlich höher angesetzt. Fans der Gruppe sollten hier auf jeden Fall zuschlagen (und sich den Kopf zerbrechen, wie sie an die oben angesprochen, restlichen Veröffentlichungen gelangen), allen anderen seien eher "The robbery of murder" oder "Not everybody's gold" empfohlen.
Meinhard Foethke
© Progressive Newsletter 2001