CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Mainhorse - Mainhorse
(43:45, Free Records, 1971)
Es kommen immer wieder sehr interessante Schätze zu Tage, wenn man mal in den Archiven kramt. Mainhorse wurden 1968 in der Schweiz gegründet und vor allem der Namen des Keyboarders und Bandgründers ist in Progressive Rock Kreisen kein Unbekannter. Es handelte sich um niemand anderen als Patrick Moraz, seines Zeichens später Keyboarder bei Refugee, Yes und den Moody Blues. Während er später, vor allem bei Yes, den mehr jazzigen Stil bevorzugte, so klingen seine Hammondattacken auf diesem Frühwerk zum Großteil noch eher klassisch bzw. Keith Emerson beeinflusst, sein Können und Virtuosität blitzt aber dennoch immer wieder auf. Leider ging diese Scheibe zur damaligen Zeit völlig unter, was anhand ihres druckvollen, temporeichen Stils völlig unverständlich erscheint. Mainhorse klingen typisch nach frühen 70ern, neben der dröhnenden Hammond, röhrt auch die Gitarre recht schwungvoll, die Rhythmusmaschine tickert unaufhörlich und der mehrstimmige Gesang wurde geschmackvoll und abwechslungsreich arrangiert. Stilistisch sind Mainhorse Grenzgänger zwischen Hard und Progressive Rock, finden neben vielen virtuosen Passagen, aber auch Raum für stimmungsvolles, zurückgeschraubtes Blues-Feeling und leichten Jazz Rock / Psychedelic Touch. Einzig mit dem etwas nach Kaffeehausmusik klingenden Instrumental "More tea vicar" griff die Band daneben. So lange aus den Schatztruhen der Vergangenheit immer wieder solch interessante Alben ausgegraben werden, machen Wiederveröffentlichungen aus den 70ern weiterhin Sinn. Es muss ja nicht immer ein prachtvoller Edelstein entdeckt werden, auch blinkende Silbermünzen haben ihren Reiz.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001