CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Crucible - Curtains
(42:22, Privatpressung, 2001)
Da war wohl wieder mal das liebe Geld Schuld daran, dass man vier lange Jahre auf das zweite Album von Crucible warten musste. Sparsame Verpackung und relativ kurze Spielzeit lassen diesen Schluss recht eindeutig zu. Doch lieber etwas mehr als 40 Minuten gute Musik, als zu viel inhaltliche Leere und was kümmert mich überhaupt das Layout einer CD beim Anhören? Glücklicherweise sind die Amerikaner sich selbst treu geblieben, dass heißt auf sieben Titeln bekommt man eine wohldosierte Mischung aus etwas Neo Prog der 80er und jede Menge sinfonischer Progressive Rock der 70er, wobei vor allem Genesis, in ganz wenigen Passagen auch Rush als Paten genannt werden können. Doch Crucible klingen dennoch eigenständig genug, um nicht als Clone abgestempelt werden zu müssen. Deutlichstes Merkmal ist natürlich Sänger Bill Esposito, der mit seiner leicht hohen, aber immer festen Stimme, für einen unverwechselbaren Wiedererkennungswert sorgt. Dazu gibt es die wunderbar antiken Tastensounds von Tim Horan, der u.a. mit Hammond, analogen Synthesizern und Mellotron für die atmosphärische Seite der Musik sorgt. Auf "Curtains" gibt es zwar jede Menge melodische, bekannte Elemente, die einem die Scheibe schon beim ersten mal vertraut erscheinen lassen, doch richtig wächst diese CD erst nach mehrmaligen Hören. Ein Grund dafür sind sicherlich der Verzicht auf prägnante Hooklines, manche etwas "sperrigen" Passagen, was auch bereits für die erste Crucible Produktion "Tall tales" galt, so dass man es zu Beginn etwas schwer hat, die einzelnen Lieder auseinanderzuhalten und reines Nebenbeihören diese Sache ebenfalls recht schwierig gestaltet. So erscheint manches auf den ersten bzw. sogar zweiten Blick vielleicht zu unspektakulär, sich zu wenig aufdrängend. Dennoch haben Crucible mit "Curtains" ein zweites Album vorgelegt, was zwar nicht in den vorderen Rängen der Jahrescharts landen wird, was aber zweifelsohne feine, durchdachte, sinfonische Musik der besseren Art bietet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001