CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Ars Nova - Android domina
(48:49, Made in Japan, 2001)
In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht das japanische Frauen Trio Ars Nova ihre Konzeptalben. War "Reu nu pert em hru" vor rund drei Jahren der ägyptischen Mythologie gewidmet, so geht es dieses mal in virtuelle SM-Gefilde. In Lack und Leder, zeigt bereits das Cover worum es in diesem dominanten Album geht und die drei Frauen leben, wie bei ihren anderen Veröffentlichungen, auf den Bilder im Booklet ihre Vorliebe für die passende "Verpackung" zur Musik aus. Neben Bandleaderin Keiko Kumagai (Keyboards) und Akiko Takahashi (Schlagzeug) ist als inzwischen drittes Bandmitglied Mika (Keyboards, Violine, Gesang) eingestiegen, wobei sich ihre Gesangsleistungen darauf beschränken an einigen Stellen mehr lautmalerisch die Stimme zu verwenden, ihre Violinenkünste leider ebenfalls etwas zu kurz kommen. Damit zudem das Album nicht völlig im Keyboardbombast versinkt, wurden ex-Deja Vu Mitglied Ken Ishita, sowie der bei Triton tätige Noboru Nakajima als männliche Gastbassisten verpflichtet. Weiterhin darf Manager und Labelchef Numero Ueno auch mal kurz diebisch ins Mikrofon lachen. Musikalisch ist jedoch alles beim alten geblieben. Wie eh und je flitzen die Finger behände über allerlei Tastaturen, mit dem breiten Soundspektrum von Hammond, Mellotron, Klavier und mannigfaltigen Synthiesounds wird die Tradition des monumentalen Progressive Triosounds der 70er wiederbelebt. Dennoch hat es die Band über die Jahre geschafft einen typischen Sound zu kreieren, den man auch bereits nach wenigen Umdrehungen des Silberlings wiedererkennt. Leicht düster, immer irgendwie verspielt, dramatisch, aber auch mit einer unterschwelligen Fröhlichkeit, bestehen die komplexen Arrangements aus temporeichen Fragmenten, die übergangslos die Musik in pausenlosen Schwung halten. Zwar zieht auch bei diesem Album der Vorwurf, dass es unheimlich schwierig ist die Songs ohne weiteres auseinander zuhalten, da es den einzelnen Titeln an leicht erinnerungswerten Trademarks mangelt, sie aus vielerlei Stückwerk bestehen, doch der musikalische Gehalt entschädigt für dieses Manko. Wer auf Nippon-Bombast aus dem fernen Osten steht, den typisch japanischen Sound liebt, der bekommt mit "Android domina" wiederum ein wunderbares Album mit vielen überraschenden Wendungen und Brüchen - alle anderen werden am ehesten (bestimmte Neigungen vorausgesetzt) sich das Cover anschauen und auf die Musik verzichten. Leider versäumen sie dann, dass vielleicht beste Ars Nova Album bisher - aber wir leben ja schließlich in einem freien Land!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001