CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)
Ars Nova - Reu nu pert em hru
(45:15, Made in Japan, 1998)
Keiko Kumagai und Konsorten beehren uns mal wieder mit einer neuen Scheibe. Das Konzeptalbum dreht sich um die alten Ägypter und ihre tausend Götter, Halbgötter und Viertelsgötter. Während man mit Naomi Miura eine neue Live-Mitstreiterin an den Tasten hinzugewonnen hat, verließ leider das heißgeliebte Bass-Girl Kyoko die Band - warum auch immer. Die Musik hat sich durch diesen Wechsel allerdings kein bisschen verändert, weder im positiven, noch im negativen. Nach wie vor spielen die Mädels einen sehr komplexen instrumentalen Hochglanzbombast mit starken ELP-Einflüssen. Das, was man bei Gitarrenmenschen meist als "endloses Gefrickel" bezeichnet, wird hier an den Keyboards geboten. Eine Melodie jagt die andere, auf Keyboards folgt die Hammond, dazu bombastische Sounds - dauernder Wechsel ist angesagt. Die 5 Titel sind jeweils durch kurze musikalische Zwischenteile miteinander verbunden und so breitet sich das Konzept mitsamt allen Göttern Re, Ankh oder Osiris über die Platte aus. Daher sind manche Melodien auch recht orientmäßig angehaucht. Auch das Cover (jedenfalls das der japanischen Ausgabe) quillt nur so von bunten Farben und Hieroglyphen über, und auch die zwei Damen haben sich auf der Rückseite voll in Samt und Seide geschmissen. Wie immer bei Ars Nova kann man eine CD nicht nach den ersten drei Hördurchgängen beurteilen und so brauchte es schon etwas länger, um aus dem komplexen Dickicht einige Strukturen herauszuhören. Auch wenn das der Band oft vorgehalten wird, ist die Musik kein reines Stückwerk aus tausend kleinen Melodiefetzen. Trotzdem muss ich sagen, dass mir die Musik früher besser gefallen hat und mir das Gedudel teilweise schon zu viel ist. Seit ich japanische Bands wie Gerard oder Mongol richtig kenne, wo die musikalische Mischung besser stimmt, hat Ars Nova Punkte eingebüßt. Live sind sie aber immer noch auf jeden Fall sehenswert!
El Supremo
© Progressive Newsletter 1998