CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Pulsar - Görlitz
(40:04, Musea, 1988)
Nach "Halloween" wurde es ruhig um die Band, bis 1988, also 10 Jahre später, "Görlitz" von Pulsar, fast in Originalbesetzung, nur Bassist Michel Masson wurde von Louis Paralis als Gastmusiker ersetzt, aufgenommen wurde. Hier finden sich wieder die Pink Floyd-Anklänge, dieses Mal aber ist es die Gitarre, die mit soft gleitenden Solis, gerade beim Titelstück "Görlitz" an diese Band erinnert. Dieses 19 1/2 minütige Stück vereint auch alle Vorzüge, die Pulsar so einzigartig in der Szene gemacht haben. Langsame getragene Passagen, immer ohne Hektik, entwickeln eine eigene Dynamik, die zusammen mit einem angenehmen hier wieder auf französisch vorgetragenen Gesang einen Höhepunkt langsam aufbauen, um ihn dann wieder abklingen zu lassen. Das Album steht den anderen in der Qualität kaum nach, auch wenn man am Sound erkennt, dass es in den Achtzigern aufgenommen wurde, das Schlagzeug z.B. klingt viel moderner. Da es thematisch wohl um Grenze, Grenzerfahrung und Ängste geht, leider ist mein Französisch nicht gut genug für's echte Verstehen der Texte, ist der düstere Sound, der leicht traurige Beiklang dieses Albums bestimmt Absicht, erzeugt auf jeden Fall Emotionen. Die restlichen Songs verschmelzen fast mit dem Titelsong. Herausragen tut dann der vorletzte Song, der eher einen nett gemachten Popsong darstellt. Apropos, anders als sonst: Vermissen tut man die Flöte von Roland Richard, der dafür auf dieser Platte mit einfühlsamsten Saxofonpassagen entschädigt. Leider ist das Booklet, für Musea untypisch, sehr wortkarg, was das Zustandekommen dieser Platte angeht, so dass ich nicht weiß, ob das das letzte Lebenszeichen dieser Band war, oder ob es, Gerüchte besagen das, mein Rocklexikon und die Musea-Homepage geben aber nix her, noch ein Album namens "Bienvenue sonstirgendwas" gibt, was kurz vor der Veröffentlichung stehen soll und wo das zeitlich einzuordnen ist (Jürgen erzählt da bestimmt demnächst mehr). "Görlitz" ist trotz einiger kaum ins Gewicht fallender Änderungen ein absolut empfehlenswertes Album, welches die sonst so üblichen Kinderkrankheiten solch "Spätgeborener" zum Glück nicht hat!
Michael Beckerle
© Progressive Newsletter 2001