CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Pulsar - Halloween
(39:11, Musea, 1977)
Der Erfolg von "The strands of the future" führte dazu, dass Pulsar Ende 1976 einen Vertag bei CBS für drei Platten bekam. So konnte Pulsar dann 1977 fünf Wochen im Studio verbringen und das Konzeptalbum "Halloween" ohne finanzielle Einschränkungen am Equipment aufnehmen. Herausgekommen ist ein Album, das im Ganzen ein tolles Hörerlebnis darstellt. Erzählt wird die phantastische Geschichte eines kleinen Mädchens, das ein Gespräch mit einer imaginären Person führt, die sich nachher als Knopf entpuppt. Das Album, das für viele das beste von Pulsar ist, weist keine Ähnlichkeiten mehr zu Pink Floyd auf. Es ist in zwei Parts gegliedert, die mit je 20 Minuten die Story mit englischen Texten im 70er Jahre Sound (es sei nur das Mellotron genannt) leicht klassisch orientiert, Gustav Mahler wird als Inspiration genannt, präsentiert. Vielleicht kennt manch einer von euch Isildurs Bane oder After Crying (beide sind 'ne Empfehlung wert), ähnlich wie diese, nur ohne Jazzanteile und schräge Töne, vollkommen im harmonischen Spektrum musizieren hier die Fünf. Das Album ist in weiten Passagen instrumental und vermag trotz der eher ruhigen Grundstimmung, hinhören ist Pflicht bei diesem Album, Spannung aufzubauen, was mit der bewährten und hier perfektionierten Mischung der schon im Strands-Album beschriebenen Instrumente gelingt. Zusätzlich spielt Roland Richard neben der Flöte auf diesem Album noch Klarinette, ein Cello am Anfang des zweiten Songs kann man entdecken und insbesondere die perkussiven Goodies von Viktor Bosch belohnen das Zuhören. Gegen Ende vom ersten Part könnte man meinen, im "The killing silence"-Album zu stecken, nur dass die Holländer da offensichtlich bei Pulsar geklaut haben. Am Ende des zweiten Parts kann man dann meine Versuche, darüber eine Kritik zu schreiben, hören ;-). Pulsar war zweifelsohne auf dem Höhepunkt Ihres Schaffens angelangt. So hatte man also ein traumhaft schönes Album erstellt, aber die Realität ist halt manchmal grausam. Während der Aufnahmen dieses Albums wechselte das Management bei CBS und die neuen Herren fanden im aufkommenden Punk viel spannender und ließen so Pulsar fallen wie `ne heiße Kartoffel. Promotion und Tour für das Album fielen ins Wasser. Die Platte wurde schnell aus dem Katalog gestrichen, weil sie ja nicht ins neue Konzept passte. Selbst schuld! Bei Musea ist es die meistverkaufte CD seit Gründung von Musea und die restlichen Pulsar-CD`s sind auch in den Top 30 zu finden! Da es sie aber jetzt wieder gibt, kann es für alle Symphonikrock-Liebhaber nur heißen: kaufen, bevor der nächste Punk kommt!
Michael Beckerle
© Progressive Newsletter 2001