CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Pulsar - The strands of the future
(44:11, Musea, 1976)
Auf diesem Album gab es einen Abgang zu verzeichnen. Der Bassist und Sänger Phillipe Roman stieg aus, da ihm das Musikerleben zu anstrengend war, wobei man sich vor Augen halten muss, dass Pulsar sich einen großen Teil ihrer Fans noch live erspielt haben und ausgiebige Touren in Europa unternahmen. Diese Rolle wurde am Bass für die Studioaufnahme von Keyboarder Jacques Roman übernommen, danach fand man Ersatz am Bass mit Michel Masson. Der Gesang wurde von Gitarrist Gilbert Gandil übernommen. Eine gute Entscheidung, ich mag seine der Musik angepasste ruhige Stimme gerne. Auch wechselte man jetzt, um den großen Durchbruch zu schaffen, auf englische Texte. Einzig der Achtzeiler vom Titelsong war noch auf französisch. Auf diesem Album haben Pulsar ihren eigenen Stil gefunden und nach meinem Dafürhalten ein kleines Juwel produziert. Die damaligen Verkaufszahlen von 40.000!! Stück im ersten halben Jahr (ich glaub, da träumt heute jede Progband von!) belegen, dass Pulsar nach Ange die angesagteste Band aus Frankreich im Progsektor war. Der Genuss fängt für mich schon beim Cover-Artwork an. Das ganze Teil setzt die Thematik ähnlich gut um wie Grobschnitt's "Rockpommels land". Musikalisch geht die Reise mit dem 22-minütigen Titelsong los und der Titel ist Programm für's ganze Album. Es könnte die Filmmusik für 2001 sein. Geile futuristische Soundscapes im Intro machen einen warm für eine spannende, unheimlich klingende Reise zu neuen Ufern. Augen zu und los geht's! Das, was mit Pollen in Ansätzen zu erkennen war, wird hier in ausgereifter Form audiovisualisiert. Psychedelische Elemente sind eigentlich nicht mehr auszumachen. Die Nähe zu Pink Floyd bleibt in Ansätzen erhalten, aber man arbeitet die Themen ruhiger aus. Manchmal schießt mir der Name Egdon Heath - "The killing silence", die klingen aber moderner, als Referenz durch den Kopf. Es greifen Moog-, Orgel-, Mellotronsounds, wunderbar gefühlvoll gespielte Flöte, akustische wie auch leicht dreckige E-Gitarre, zurückhaltender Gesang und ein unauffälliges, aber gut arbeitendes Schlagzeug so perfekt ineinander, dass einem nicht bewusst wird, wie die Zeit vergeht, dass die CD dann doch schon vorbei ist und drei weitere Songs sich nahtlos durch die Hörgänge gewunden haben. Mit der CD hat man wirklich den Vorteil, dass einem das Rumdrehen der Platte und damit das Rausreißen aus dieser Reise erspart bleibt. Wer von euch mal Lust auf 'ne Zeitreise hat, aber keine Lust auf ödes Synthiegeblubber hat, sondern eine homogen arbeitende Band in Hochform erleben will, der wird mit diesem Album bestens bedient.
Michael Beckerle
© Progressive Newsletter 2001