CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)

White Willow - Ex tenebris
(48:17, The Laser's Edge, 1998)

Auf dem Progfest '95 wurden sie als Geheimtipp gehandelt, noch bevor ihre erste CD "Ignis fatuus" überhaupt erschienen war. Letztendlich konnten sie den Vorschußlorbeeren gerecht werden, wobei mir persönlich die Musik der Norweger doch eine Spur zu ruhig ausgefallen war. Genau dieses Manko lässt sich wiederum auf ihrem aktuellen Album feststellen. Aber trotz diverser Umbesetzungen, u.a. ist Änglagårds Mattias Olsson jetzt mit dabei, sind sie ihrem Stil treu geblieben: ruhiger Folk Rock, kleinere Reminiszenzen an den Progressive Rock skandinavischer Prägung, viel Mellotron, schöne zerbrechliche Melodien, aber auch sehr viele, zurückhaltende, geradezu minimalistische Songstrukturen. Als Totalausfall können die, zum Glück nur gelegentlichen, Gesangsversuche von Keyboarder Jan Taruq Rahman abgehakt werden. Wie er beim Opener "Leaving the House of Thanatos" in der Tonlage total danebenliegt, das erfordert schon viel Selbstvertrauen in die eigene Sangeskunst. Doch zum Glück gibt es da noch die etatmäßige Sängerin Sylvia Erichsen, die mit ihrer klaren, glockenhellen Stimme für den eigentlichen Leadgesang sorgt. Viel Ruhe und akustische Instrumente prägen hauptsächlich "Ex tenebris". Perfekt inszenierter Wohlklang, dennoch hätten einige emotionale Ausbrüche diese Scheibe sicherlich noch aufwerten können. Doch hat das Album so viel Atmosphäre und kann den Zuhörer so fesseln, dass dieses Manko noch einigermaßen ausgeglichen werden kann. Dunkle, aber schöne Töne aus dem Norden, mit einer gehörigen Portion zu viel Ruhe, trotzdem eine gute Weiterführung eines eigenen Stils.

Kristian Selm



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