CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Valinor's Tree - And then there is silence
(65:14, Record Heaven, 2000)

Rund zwei Jahre nach "Kingdom of sadness" legen die schwedischen Valinor's Tree jetzt den Nachfolger nach. Man merkt den Jungs an, dass sie an sich und ihrem Songmaterial gearbeitet haben. Die Zusammenspiel wirkt präzise, die Songs ausgereift, nordische Melancholie, Gastmusiker an klassischen Instrumenten im Zusammenspiel mit Ideen aus den 70ern verleihen diesem Album inhaltliche Klasse. Doch bleiben Valinor's Tree nicht nur in der Vergangenheit verwurzelt, sondern lassen stellenweise ebenfalls moderne Beats und Sounds einfließen, streuen selbst Jazz Elemente ein, wodurch Musik zwischen den Jahrzehnten entsteht. Einziger Kritikpunkt: die Musik wirkt zwar wesentlich zugänglicher als im Ansatz vergleichbare Bands wie Anekdoten oder Änglagård, aber dennoch fehlt der letzte Kick. Die ausgeklügelten Melodiebögen wollen einfach nicht so recht in den Hirnwindungen haften bleiben. Die Stärke des Quartetts liegt zweifelsohne in der ausgeglichenen Balance aus ruhigen und heftigeren, traurigen und komplexeren Parts. Aufgrund der vorherrschenden Schwere, merkt man sofort, dass diese Band aus Skandinavien kommen muss, dennoch wird man hier keineswegs vom Trübsal erschlagen. Kernige Parts mit kraftvollem Bass, aber genauso der sorgfältige Paarlauf von Gitarre und Keyboards sorgen für wohlige Schauer. Der des öfteren technisch verfremdete Gesang gibt durch seine leicht gequälte Interpretation der Musik den letzten Schliff. "And then there is silence" ist eine offensichtliche Steigerung zum Vorgänger, in Ideenreichtum und in den Dynamikwechseln können Valinor's Tree es schon mit den führenden Bands aufnehmen, allein die Songschreiberqualitäten lassen noch Potential für die Zukunft offen. Ein Band aus der zweiten Reihe, die vielleicht bald den Schritt nach ganz vorne schafft.

Kristian Selm



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