CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Rishad Shafi & Gunesh - 45° in a shadow
(47:41, Boheme International, 2000)

Im letzten Heft wurde ja bereits ausführlich die turkmenische Band Gunesh vorgestellt und gute Nachricht: es gibt noch mehr von ihnen. Das vorliegende Album "45° in a shadow" umfasst Material, welches zwischen 1984 und 1990 aufgenommen wurde, somit stellt es eine chronologische Fortsetzung der ersten CD dar, was sich zuerst einmal leider sehr augenscheinlich in der stilistisch veränderten Musik widerspiegelt. Dieser Longplayer klingt wesentlich moderner, Funkrhythmen, ja sogar Discoelemente fließen ein, aber dennoch bleibt durch den Fusion Gedanken, der Vermischung mit brillanten Jazz Rock und natürlich den ausgezeichneten Trommelkünsten des Bandleaders Rishad Shafi die Musik vielschichtig und interessant. Leider ging die stilistische Neuorientierung zu Lasten der sinfonischen Elemente und Keyboards, die deutlich in den Hintergrund gedrängt wurden, vielmehr haben nun Saxophon, Gitarre oder auch der Bass eine deutlich wichtigere Solistenrolle eingenommen. Geblieben sind aber die explosiven Rhythmen, der Verwurzelung in der orientalischen Folklore, die diese Art World Music nicht nur zu einem laschen Aufkochen der eigenen Wurzeln macht. Dennoch ist "45° in a shadow" von den Melodien und Ideen etwas flacher, geradliniger, nicht mehr ganz so zündend, wie noch auf den älteren Aufnahmen. Ecken und Kanten wurden geradegebügelt, stellenweise klingt es wie bei den Isländern von Mezzoforte oder auch wie der mehr poporientierten Phase von Al Jarreau Mitte der 80er, die zwar auch alle ausgezeichnete Musiker sind, aber im Laufe der Zeit etwas den Biss verloren haben. Der Exotenbonus bleibt bestehen, die Begeisterung ist dafür etwas gemindert, "45° in a shadow" kann somit die vielleicht etwas zu große Erwartungshaltung nicht in allen Details rechtfertigen. Vielleicht klappt es ja wieder beim nächsten Album, denn in den Archiven gibt es von dieser originellen Band anscheinend noch einiges zu entdecken.

Kristian Selm



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