CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
Finch - The making of...Galleons of passion / Stage '76
(47:53 + 71:09, Pseudonym Records, 1976/77)
Mit ihren drei erschienenen Alben "Glory of the inner force" (1975), "Beyond expression" (1976) und "Galleons of passion" (1977) spielten sich Finch in die vorderste Front der reinen Instrumentalbands aus dem sinfonischen Progressive Rock Bereich. Das holländische Quartett wurde vor allem durch ihren ausgezeichneten und äußerst variablen Gitarristen Joop van Nimwegen geprägt, die anderen drei Mitstreiter an Keyboards, Bass und Schlagzeug stehen ihm aber kaum nach, besonders die ausufernden Duelle zwischen Saiten und Tasten machen die Musik von Finch zu einem mitreißenden Hörerlebnis. Das vorliegende Doppelalbum beinhaltet nun die Demoversion und einige unveröffentlichte Tracks von den Aufnahmen zum letzten, im internen Vergleich schwächsten Album "Galleons of passion", dass aber vom allgemeinen Niveau her immer noch ein ausgezeichnetes Album ist. Zwar versuchten Finch damals sich solistisch einzuschränken und auch der Musik einen geradlinigeren, eingängigeren Charakter zu verleihen, aber an das Niveau der Vorgänger reichten sie leider nicht heran. Dennoch bieten diese Aufnahmen, die qualitativ keineswegs Democharakter haben, einen schönen Überblick über diese Schaffensperiode. Das wahre Highlight dieses Albums ist jedoch die zweite CD, welches Ausschnitte aus einem Konzert vom 3.12.1976 in Berkel en Rodenrijs enthält. Gerade mal fünf Lieder tummeln sich auf dem Silberling, je zwei Titel von den ersten Alben und mit dem fast 18-minütigen "Necronomicon" auch noch ein bisher nicht erhältlicher Track. Die Soundqualität ist nicht überragend, aber dennoch mehr als nur akzeptabel. Auf den über 70 Minuten wird ein fulminantes Feuerwerk an dynamischer, dramatischer Instrumentalmusik geboten, die vor allem von Tempo und dem Gegen- und Miteinander der vier Protagonisten lebt. Grenzenlose Virtuosität gemischt mit dem Gefühl für Ruhe und wunderbare Melodien zur rechten Zeit, aber auch rasante Notenakrobatik, die einfach begeistert. Abgerundet wird dieses Doppelpack noch durch ein ausführliches Booklet mit der kompletten Bandgeschichte. Eine wunderbare Reise in die so oft gelobten, immer mehr verklärten 70er, mit Musik die nicht nur gut gespielt ist, sondern auch noch jede Menge Spielfreude herüberbringt, man spürt endlich mal wieder das Feuer, das Brennen der Musiker. Für den Finch Fan unumgänglich, der Einsteiger sollte dennoch zuerst mit den ersten beiden Studioalben einsteigen, um sich langsam vorzuarbeiten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000