CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Finch - Galleons of passion
(34:55, Pseudonym Records, 1977)
Letztes Jahr als Wiederveröffentlichung von dem holländischen Label Pseudonym Records aufgelegt, stammt diese CD ursprünglich aus dem Jahre 1977. Die vier Holländer Hans Bosboom (Schlagzeug), Joop Van Nimwegen (Gitarre), Peter Vink (Bass) und Ad Wammes (Keyboards & Flöte) spielen wunderschönen, melodischen Instrumental Rock bei dem etwaige Vergleich zu Kaipa (bei den langgedehnten Gitarrensoli mit Gruß an Roine Stolt) und Pink Floyd (stimmungsmäßig bei den ruhigen Keyboardpassagen, hier grüßt man Richard Wright) zu hören sind. Wer sich auf dünne Eis der Instrumentalmusik wagt, kann leicht einbrechen, da er aufgrund des fehlenden Gesangs einiges bieten sollte. Finch ziehen sich aber mehr als achtbar aus der Affäre, da ihre Musik nur so von tollen Melodien und Klängen strotzt, ohne dabei im absoluten leichtverdaulichen Melodic Sumpf zu versinken. Vielmehr verstehen es die vier, gekonnt ihre Kompositionen auf gleichem Niveau zu halten. Schwachpunkt ist dabei die viel zu kurze Laufzeit, dafür bereut man aber keine der 35 Minuten. Dominierend sind die Gitarre in der Melodieführung und die Keyboards bei der breit gefächerten Untermalung. Durch den melodischen Anteil ist man gezwungenermaßen tempomäßig langsam, bis hin zu mittlerem Tempo. Da man auf diesem Tonträger auch nur fünf Stücke vorfindet, bleibt in den einzelnen Liedern genug Zeit zur Entwicklung und Abwechslung. Recht relaxt wird da mal kurz geflötet, schöne langsame Keyboardläufe und immer wieder die getragenen Gitarrensoli. Schön anzuhören, so richtig zum Träumen. Beim abschließenden "Reconciling" drückt man beim Tempo und in der Abwechslung zwar etwas auf die Tube, streut auch geschickt mehr rockigere Elemente und ein fetziges Keyboard und Gitarrensoli ein, doch damit setzt man einen Gegenpol zum melodischen Rest und so ist dieses Lied für mich der vermeintliche Höhepunkt. Klarerweise ist der Sound angestaubt und man merkt den einzelnen Stücken offensichtlich an, dass sie schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Auch bieten Finch nicht spektakuläre Instrumentalvirtuosität, trotzdem sollten sich alle Freunde der melodischen Variante des Progressive Rocks der 70er angesprochen fühlen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996