CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
Egoband - Earth
(46:21, Mellow Records, 1999)
Seit ihrem letzten Album "We are..." hat die Egoband eine völlig stilistische Umorientierung vorgenommen. Waren sie bisher im expressiven italienischen Neo Prog bzw. Space Rock verwurzelt, so wagen sie sich auf ihrem neuen Longplayer in deutlich jazziger, Canterbury angehauchte, Gefilde vor. Schon der über 21-minütige, rein instrumentale Opener "The barn" deutet die neuen Wege an, wird er doch vor allem von Saxophon und Oboe dominiert. Der ganze Track wirkt sehr abgeklärt, wesentlich ernster und tiefgründiger, als man dies von der Egoband bisher gewohnt war. Doch gibt es zwischendurch immer wieder spacige, psychedelisch inspirierte Passagen, die diesem Monstersong zu Brüchen und Stimmungswechsel verhelfen. Auch die anderen, wesentlich kürzeren Titel wirken oft sperrig, nicht immer sofort zugänglich, versöhnen aber dennoch mit recht melodischer Melodieführung und einer gewissen Leichtigkeit. Schwachpunkt, wie bei so vielen südeuropäischen Produktionen, ist der Gesang, denn englisch ist nun wirklich nicht die Stärke von Keyboarder Alessandro Accordino, während er sich im Gegensatz dazu, wesentlich besser zwischen den weißen und schwarzen Tasten zurechtfindet. Was man auch immer von der neuen Ausrichtung halten mag, vom musikalischen Gehalt und instrumentalen Können geht der Richtungswechsel auf. Die alten Fans werden wahrscheinlich damit ihre Schwierigkeiten haben, denn die Egoband beginnt wieder bei Null und darf sich nun neue Zuhörer suchen. Ob ihr dies gelingt, wird die Zukunft zeigen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000