CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Vanden Plas - Far off grace
(60:01, InsideOut, 1999)

Manchmal kann man es eben nicht mit einfachen Worten erklären, warum einem eine Band mehr zusagt, als vergleichbare andere. Trotzdem ein Versuch: Vanden Plas kommen zwar aus der inzwischen inflationären Prog Metal Schiene, doch machen sie eben einige Dinge anders als der Großteil der Bands dieses Genres. Da wären zum einen die guten Hooklines, die der Musik einen unverkennbaren Wiedererkennungseffekt geben, zum anderen bekommen die Keyboards mehr Raum für Atmosphäre und verkommen nicht zum bloßen Klanguntermaler und letztendlich stimmt bei den Pfälzern die Balance aus Technik, Härte und kompakten Songs. Sicherlich gibt es auch genügend Gitarrengesäge und die wohl durchdachten Breaks, wie bei anderen Produktionen, aber hier kommt es einfach überzeugender und weniger aufgesetzt herüber. Im Gegensatz zum Vorgänger "The god thing" sind Vanden Plas härter, komplexer, kompromissloser geworden, haben aber dennoch nicht den Blick für die ruhigen Zwischentöne verloren. Mit "I don't miss you" ist auch wieder eine nur vom Klavier getragene Ballade vertreten, doch bei diesem Titel wird zugleich ein Manko von "Far off grace" offenbart, welches sich durch das ganze Album zieht. Die Melodien sind einfach weniger packend, als noch beim Vorgänger und finden nicht gleich den Weg ins Gedächtnis. Dass muss nicht unbedingt schlecht sein, denn so ist man gezwungen, mehrfach in die Musik einzutauchen, um in ihr Halt zu gewinnen. Mit "Far off grace" ist Vanden Plas wiederum ein Album gelungen, welches zum mehrmaligen Anhören animiert und den Anhänger der progressiven Metalschiene keineswegs enttäuscht.

Kristian Selm



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