CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Ankh - "...bedzie tajemnica"
(61:31, Rock Symphony, 1998)
Bis Musik endlich beim Endverbraucher landet, muss sie manchmal ganz schön durch die Welt schippern. Ankh stammen aus Polen, ihr neuestes Album erschien jedoch bei einem brasilianischen Label, so dass mindestens zweimal der Atlantik überquert werden musste, um beim Hauptschmierfink zu landen. Der Landweg nach Polen wäre wesentlich schneller gewesen, aber was soll's! Um bei der Wahrheit zu bleiben: dieses Album erschien bereits 1998 im Heimatland und wurde jetzt eben in Südamerika, passend zum Auftritt von Ankh auf dem Rio Art Rock Festival, veröffentlicht. Dort waren sie der Abräumer des Festival, was natürlich die Erwartung auf die vorliegende CD schon mal steigert. Kramt man zugleich in den Annalen vom PNL, so findet sich in Nr.6 (12/95) bereits die Kritik vom Vorgänger "Ziemia i slonce". So wie sie mir von damals in Erinnerung sind, so klingen Ankh auch noch heute: roh und ungeschliffen. Wichtigstes Instrument bei den Polen ist die elektrische Violine, die mal expressiv, dann wieder zurückhaltend die Führungsrolle übernimmt. Zwar tummeln sich auf dem Album sagenhafte 23 Titel, doch handelt es sich bei vielen, einfach nur um kurze Überleitungen, bei genauerer Zählweise kommt man schließlich auf 13 Titel. Die Musik von Ankh hat leichten Folkcharakter, doch Geige und E-Gitarre zerren den Sound deutlich in düstere bzw. härtere Gefilde. Mal klingt's nach Hard Rock, dann geht's sprunghaft progig ab, ebenso darf es auch nicht an dunkler Mystik fehlen. Gesungen wird fast ausschließlich in polnisch, Agnieszka Dudek und Gitarrist Piotr Krzeminski teilen sich dabei die vokalen Ausschmückungen, die sich gelungen in Gesamtkonzept einfügen. Neben dem eigenen Material bekommt man auch noch zwei Coverversionen, nämlich einen Ausschnitt aus Eduard Grieg's "Peer Gynt", sowie King Crimsons "21st century schizoid man", zu hören. Ankh geben sich eine Spur zu sperrig, und in den Melodien zu zurückhaltend, denn vom Potential der Band wäre sicherlich noch mehr drin. Aber vielleicht muss man die Band auch einfach mal live gesehen haben, da sie auf der Bühne ihr komplettes Können entfalten. Mit "...bedzie tajemnica" bleibt somit ein gutes Album im Gedächtnis, dass jedoch irgendwie nicht richtig in die Gänge kommt und nach angezogener Handbremse klingt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000