CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Ankh - Zieme i slonce
(55:14, MTJ, 1995)

Und noch mal etwas von unseren Nachbarn östlich der Oder, doch diesmal musikalisch aus einer ganz anderen Richtung. Die vier von Ankh mischen härteren Rock mit einer dominanten Geige. Damit wandeln sie solide, aber sicher durch Stilbereiche, die neben Rock ebenso Folk, Klassik, als auch teils angejazzte oder progressiver Strukturen enthalten. Gesungen wird nur in polnisch, da man sich wahrscheinlich hauptsächlich auf den inländischen Markt konzentriert, da es englisch singende Gruppen in Polen einfach schwieriger haben. Trotz dieser ganzen Einflüsse überwiegen hauptsächlich die rockigeren Strukturen, obwohl neben der Gitarre die Geige eine ganz entscheidende Rolle spielt. Gerade diese beiden Instrumente ergänzen sich bestens, so dass meistens kräftig abgerockt wird. Die Titel spare ich mir lieber, da ich sie weder (wegen fehlenden Zeichensatz) richtig schreiben kann, noch verstehe. Spieltechnisch kommt bei einigen Stücken noch Folk Feeling hinzu, aber trotzdem werden meist weiterhin energisch alle vorhandenen Saiten bearbeitet. Trotz aller Saitenarbeit gibt es auch ruhige Töne, z.B. durch gezupfte Geige oder Akustikgitarre. Nicht, dass man mich falsch versteht, hier werden nicht wild Akkorde geschrubbt, sondern einfach guter erdiger Rock gespielt. Als Gegensatz dazu immer wieder die Geige, die in allen möglichen Spielarten eingesetzt wird, um die jeweilige Stimmung zu unterstreichen. So darf es auch an einer ruhigen Folkballade ebenso nicht fehlen, wie auch noch der klassischen Rezitation von Johann Sebastian Bach, um anschließend aber ebenso (na, was kann jetzt bloß wieder kommen?) voll abzurocken. Stimmungsmäßig klingen Ankh durch Molltöne eher dunkler und weniger fröhlich, aber will schon ständig lustig sein? So sind Ankh definitiv nicht als Partymusik zu gebrauchen, da es einfach zu wenig mitreißende Melodien gibt, was vielleicht das Hauptmanko dieses Albums ist. Jedoch wird versucht, trotz instrumental beschränkter Möglichkeiten, einiges an Abwechslung zu bieten. Auch gibt es auf diesem Album keine wirklich herausragenden Stücke, dafür wird aber gute Hausmannskost geboten, die wie man weiß, auch schmecken kann.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1995