CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Abraxas - 99
(55:52, Metal Mind Records, 1999)

Nachdem sie bereits ihr letztes Werk "Centurie" zweisprachig in polnisch und englisch herausgebracht haben, setzen Abraxas die Internationalisierung auch mit ihrem neuesten Konzeptwerk "99", welches vom Leben nach dem Tod handelt, fort. Ob diese Entscheidung richtig ist, bleibt jedem selbst überlassen, mir persönlich hat der polnische Gesang um einiges besser gefallen, denn die englischen Texte klingen durch den entsprechenden osteuropäischen Akzent von Sänger Adam Lassa ziemlich hart und weniger harmonisch zur Musik. Aber alles Geschmacksache. Doch abgesehen von dieser Tatsache, bietet "99" wie gewohnt besten, vielschichtigen Neo Prog, der etwas härteren Sorte, dem aber auch sphärische Passagen, wie ebenso griffige Melodien nicht fremd sind. Hauptkomponist und Gitarrist Szymon Brzezinski verleiht hier und das mit leicht dem Prog Metal angelehnten Akkorden der Musik die nötige Power, versteht es aber ebenso ruhig und besonnen leichterer Keyboardkost den Vorgang zu lassen. Rhythmisch kommen Abraxas vertrackt, aber immer nachvollziehbar daher, die vierzehn Kompositionen benötigen aber dennoch Zeit und laden förmlich zum mehrmaligen Hören ein und führen den Hörer in eine eigene, sehr stimmige Klangwelt. Im Gegensatz zu den Vorgängern sucht man vergeblich nach Longsongs, die längsten Lieder bewegen sich gerade oberhalb der 7-Minuten Grenze, durch das Zusammenfließen der einzelnen Songelemente erzeugt das Album aber dennoch einen kompakten Gesamteindruck. Wer bisher mit der polnischen Sprache Schwierigkeiten hatte, für den dürfte "99" der richtige Einstieg sein. Ihren Ruf als beste Neo Prog Formation neben Quidam haben Abraxas mit diesem Album auf jedem Fall gefestigt, denn Spielfreude, Zusammenspiel und Songgefüge stimmen hier 100%.

Kristian Selm



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