CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)

Abraxas - Centurie
(51:10, Metal Mind Records, 1998)

Was Abraxas bei ihrem weiter vorne beschriebenen Konzert nicht ganz glückte, ist ihnen auf ihrer zweiten CD "Centurie" mit Bravour gelungen. Den polnischen Neo-Proggern ist nach dem noch etwas zerfahrenen und zerhackt wirkenden Debüt ein Nachfolger gelungen, der wirklich alle Eigenschaften für ein tolles, mitreißendes Album hat. Die polnische Sprache sorgt sicherlich bei einigen für Magenschmerzen, doch sollte man dieses mal ruhig über seinen Schatten springen. Es lohnt sich wirklich. Abraxas haben nicht nur im Arrangement und damit im gelungenen Spannungsaufbau ihrer Lieder dazugelernt, auch die Melodien sind von solch einfacher Schönheit, dass sie sich sofort den Weg ins Ohr bahnen. Besonders Gitarrist Szymon Brzezinski brilliert mit manch gefühlvollem Solo und der nötigen Härte, während Keyboarder Marcin Blaszczyk für die Farbtupfer und einige schöne Flöteneinlagen sorgt. Inhaltlich sind die Lieder somit ein wahrer Ohrenschmaus, was jedoch die Reihenfolge dieser auf der CD angeht, so ist diese weniger geglückt. Der Opener "Spiritus flat ubi vult" ist eigentlich am untypischsten und hätte sicherlich ans Ende der CD gehört. Auch kommen zu Beginn ausschließlich ruhige Stücke, gegen Ende geht es dann heftiger, härter und bombastischer zur Sache. Die richtige Mischung aus langsamen und sinfonischen Songs hätte hier sicherlich Abhilfe schaffen können. Zum Glück kann man ja CDs umprogammieren. "Centurie" lebt wie viele polnische Produktion sehr von den Emotionen und der richtigen Mischung aus Ruhe und Dynamik. Deswegen lautet der Ruf über die Oder, der hoffentlich nicht ungehört verhallt: "Weiter so!".

Kristian Selm



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