CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Djam Karet - Live at Orion
(74:42, Cuneiform Records, 1999)
Seit mittlerweile über 15 Jahren existieren Djam Karet, deren Ziel es von Anfang an war, improvisierte Rockmusik zu spielen, unabhängig von deren Zugänglichkeit und ohne Rücksicht auf Popularität. Über die Jahre erschienen stilistisch sehr vielschichtige Alben, die Bandbreite reichte von aggressivem Gitarrenrock Richtung moderne King Crimson bin hin zu New Age mäßigen Soundcollagen. Mit ihrem letzten Album "The devouring" schlugen Djam Karet wieder progressivere Pfade ein. Ihr erstes Livealbum bietet nun einen Überblick über alle Phasen ihres Schaffens, wobei man sich die Freiheit nimmt, den ursprünglichen Titeln wiederum einen neuen Anstrich im Livegewand zu verleihen. Trotz deutlicher Gitarrendominanz, erscheinen die langgedehnten Improvisationen nie eindimensional, wie sie auch nicht in total wirres Gefrickel abgleiten. Alle Stücke verfügen über eine nachvollziehbare innere Struktur, an dessen Grundgerüst sich die vier Kalifornier in verschiedenen Stilrichtungen verwurzelt, entlang hangeln. Die Bandbreite reicht vom deftigen Gitarrenriffs, erdigem Bluesrock, sphärischem Space Rock bis hin zu orientalisch angehauchter Esoterik und avantgardistischen Klanggemälden. Da auch der Rhythmus immer wieder neue Schattierungen aufweist, geben die vier dem Zuhörer immer wieder Raum zur Entspannung, um aber im Gegenzug auch mal richtig wuchtig die Saiten zu attackieren. Die Zuschauerreaktion kommen eher spärlich zur Geltung, dieses Livealbum lebt vielmehr von der Atmosphäre der spannenden Interaktion zwischen den Musikern, ohne nur zum Selbstzweck vor sich hinzududeln. Instrumentale, lebendige Musik in wirklich mitreißender Perfektion und Gelassenheit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999