CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Djam Karet - The devouring
(71:13, Cuneiform Records, 1997)

Das ist mal wieder so eine Scheibe, bei der ich schon beim Namen eigentlich abwinken wollte, da ich frühere Ergüsse der Band nicht gerade toll fand. Aber da das ja einige Jahre her ist, und man als PNL-Schreiber nach allen Seiten offen ist - rein in den CD-Player. Nach einigen Sekunden Ruhe erkenne ich zwar den Stil von Djam Karet wieder, aber das klingt für mich auf einmal ganz anders, besser - um nicht zu sagen gut. Wir konnte ich so was früher nicht gut finden? Tja, auch ein Musikgeschmack muss im Laufe der Zeit reifen. Da dies eine Art "Best of" ist, kann man auch einige Merkmale heraushören, die auf einzelnen Platten nicht so stark vertreten waren. So klingt die Musik in manchen Liedern infolge des Mellotron- und Hammondeinsatzes recht skandinavisch, dies v.a. im zweiten Lied. Auch ist man ruhiger geworden. Aber Djam Karet ist immer noch Djam Karet, also zuerst einmal eine US-Band. Das schlägt sich schon in der gewohnt guten Produktion wieder, aber auch in viele guten Einfällen. Zum zweiten war die Gruppe schon immer leicht avantgardistisch angehaucht. Dieser Einfluss taucht selbstverständlich auch immer mal wieder auf, wurde aber im Laufe der Zeit zurückgefahren. Zum dritten sind die vier immer noch eine gitarrenbetonte Band. Das Saiteninstrument gibt an wo's langgeht, und die anderen ziehen nach. Soli von Keyboards gibt es daher fast nie. Diese bleiben dezent im Hintergrund. Die Gitarre dudelt sich also dominierend durch den Hauptteil der Songs. Für manchen könnte das zu eintönig wirken, aber ich finde es nicht übertrieben. Und schließlich zum letzten Punkt der gleich blieb: Gesang ist nicht. Anfangs sind die Tracks eher schneller und komplexer. Ab der Mitte der CD überwiegen die langsameren und atmosphärischen Stücke. Da lässt man z.B. (sehr Djam Karet-typisch) den mit viel Hall versehenen Bass kurz anschlagen, und lang nachwabern. Das geht über eine Minute so, bis sich langsam, bei Einsetzen weiterer Instrumente, Melodien entwickeln. Diese zweite Hälfte des Albums ist mir schon wieder zu ruhig, aber ich bin vielleicht auch nicht der richtige Vergleichsmaßstab. Insgesamt eine gute Mischung aus Pink Floyd-mäßigen, skandinavischen und Ambient-Teilen, um so das Schaffen der Band seit 1984 darzustellen. Da selbst das Label sagt, dass die CD "freundlicher und melodischer" als vorangegangene Veröffentlichungen ist, dürfte sie damit auch für einen größeren Kreis von Prog-Hörern interessant sein.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1997