CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Cast - Imaginary windows
(66:49, Privatpressung, 1999)

Gerade noch wurde ihre Live CD vorgestellt und gleich dazu legen sie auch noch ihr neues Studioepos nach. "Imaginary windows" führt die Entwicklung der Mexikaner konsequent fort, die trotz erheblichem Outputs, sowohl im produktionstechnischen, als auch musikalischen Vergleich von Album zu Album immer besser werden. Zwar sind auch Cast vor Wiederholungen nicht gefeit - hier und da klingt doch einiges schon sehr bekannt und irgendwie verdammt ähnlich gegenüber früheren Aufnahmen - aber dennoch ist "Imaginary windows" ein prima Album, welches die Reliquien der alten Schule (Arrangements, Genesis-mäßiger Sound Phase "Wind & wuthering" /"And then there were three") mit schönen Melodien und neo-progressiver Leichtigkeit vermengt. Zwar hat sich auch der Gesang immer noch nicht maßgeblich verbessert, aber mit etwas Toleranz kommt man mit dem akzentbelassenen, etwas fisteligem, aber festen Gesinge ganz gut klar. Dafür ist die Mischung aus den zwei typischen Ausprägungen von Cast Songs - ruhig, klassisch, sentimental auf der einen, schwungvoll, nachvollziehbar komplex mit abwechselndem Keyboard / Piano, sowie flirrendem Gitarrenüberhang auf der anderen Seite - elegant angeordnet, dass auch bei fast 70 Minuten Musik keine Langeweile aufkommt. Manchmal beschleicht einen jedoch das Gefühl, dass durch Temposteigerungen und unerschöpfliche Notenfolgen des Songs die Persönlichkeit fehlt. Sprich bei Cast muss man eine Scheibe immer mehrmals anhören, um die einzelnen Lieder einigermaßen voneinander unterscheiden zu können. Würde man die besten Songs der letzten beiden Alben vermengen, mir schien es fast unmöglich, eine eindeutige Zuordnung zu finden. Solche Aussagen sprechen entweder für die Ausgeglichenheit einer Scheibe oder dafür, dass einer Platte die rechten Highlights fehlen. Beides trifft für das mexikanische Quintett zu, doch hat die Niveaugleichschaltung der Klänge inzwischen ein recht annehmbares und gut anhörbares Level erreicht, welches nur wenige Bands erreichen. Cast dürften also mit "Imaginary windows" auch bei uns immer mehr eine Chance bekommen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999