CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Pallas - Arrive alive
(73:57, InsideOut, 1978/81)

Das lange Flehen der Fans wurde endlich erhört und mit der erstmaligen Veröffentlichung von "Arrive alive" auf CD kann man nun endlich seine Pallas Sammlung in digitaler Form komplettieren. Die Aufnahmen von "Arrive alive" stammten ursprünglich von 1981, also noch drei Jahre bevor das erste offizielle Studioalbum "The sentinel" bei EMI erschien. Die CD Version wurde nun soundmäßig aufgepeppt und inhaltlich neu geordnet. Das heißt, es sind nicht mehr nur die ursprünglichen Livetitel enthalten, sondern neben der kompletten 78er Mini EP "Paris is burning", einer Studioversion von "Crown of thorns", gibt es mit "5 to 4" auch eine unveröffentlichte Liveaufnahme, dafür fand "Heartattack" nicht mehr den Weg auf das Album. Gitarrist Niall Mathewson entschuldigt sich schon mal präventiv in den Liner Notes für die rauhen und naiven Ideen, die das Material aus den späten 70ern und den frühen 80ern auszeichnete. Doch als Fan von "The sentinel" und Skeptiker gegenüber "The wedge" oder auch dem neuesten Werk "Beat the drum" wegen seiner Geradlinigkeit (wobei beide Alben sicherlich nicht schlecht sind), ist diese Entschuldigung von der zeitlichen Sicht her durchaus berechtigt, aber inhaltlich können die Aufnahmen wirklich überzeugen und revitalisieren den Neo Prog der frühen 80er. Bei Pallas bedeutet dies lang angelegte Arrangements, auch jenseits der 10 Minuten Grenze, sinfonische Keyboardsounds (sogar etwas Mellotron ist zu vernehmen), funkelnde Gitarrenfiguren, auf den Punkt gebrachte, aber auch mit einer gewissen Härte versehenen Ideen und mit Euan Lowson einem Sänger, der sich nicht vor dem jetzigen Frontmann Alan Reed zu verstecken braucht. Gut, einiges klingt schon recht angestaubt und aus dem zeitlichen Kontext gerissen, aber dennoch wirkt das Dargebotene wesentlich authentischer und mitreißender als viele schlechte Aufgüsse heutzutage und live sind Pallas immer noch eine Klasse für sich.

Kristian Selm



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