CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Sinkadus - Cirkus
(57:54, Cyclops, 1998)
Obwohl ihr erstes Album "Aurum nostrum" bereits 1996 erschien, ist es immer noch die sich am besten verkaufende CD des Cyclops Label. Der Grund ist ganz einfach: Sinkadus machen genau jene Art schwermütigen Skandinavien Prog mit richtig schön antiquiert klingenden 70er Sounds, der dies- und jenseits des Atlantiks die Fans in Verzückung versetzt. Lag über dem Debüt noch die schwere Bürde, ohne eigene Schuld in die Rolle des Nachfolger von Änglagård gedrängt worden zu sein, so haben sich die Schweden etwas von diesem Dogma befreit und an eigener Identität gewonnen. Die Mischung aus schwedischem Folk und frühen 70er Progressive Rock gelang es auch auf "Cirkus" in tiefgreifende Gefühle umzusetzen. Die einzelnen Lieder klingen aber nicht mehr ganz so nach Stückwerk, sondern besitzen im Aufbau deutlich mehr Charakter. Da breitet sich auf einmal ein flauschiger Teppich aus rührigem Mellotron aus, um kurz danach in komplexes Geholpere überzugehen. Flirrende Gitarren und zerbrechliches Geflöte durchziehen den Klangraum, der selten auftretende schwedische Gesang spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle, in den fünf ausladenden Stücken regiert der instrumentale Ideenreichtum. Ruhe und Virtuosität stehen im Wettstreit, ohne jedoch in unkoordiniertes Chaos abzugleiten. "Cirkus" gehört in jene Kategorie von Alben, die sich langsam, aber stetig immer mehr erschließen und ihre wahre Schönheit offenbaren. Fast eine Stunde wiederholbarer, aber stetiger Musikgenuss, womit die derzeitige Vormachtstellung der schwedischen Phalanx im Wiederverwerten alter Klänge gewahrt bleibt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999