CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

Sinkadus - Aurum nostrum
(58:49, Cyclops, 1996)

Es bleibt ein unerklärliches Phänomen, wie viele gute bis sehr gute Prog-Bands aus Schweden kommen. Mit Sinkadus taucht schon wieder ein Neuling nahezu aus dem Nichts auf, der ein beängstigend gutes Debüt abliefert. Der Tradition von Änglagård folgend, hat sich das Sextett aus Göteborg der Verschmelzung von skandinavischer Folklore und düsteren, getragenen Elementen des Progressive Rocks der frühen 70er Jahre verschrieben. Folgerichtig ist bei der Besetzung mit Lena Pettersson am Cello und Linda Johannson an der Flöte für das folkloristische Element gesorgt. Die vier Herren der Schöpfung sind für das konventionelle Instrumentarium Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard zuständig. Gesungen wird ausschließlich in schwedisch, wobei, man traut es sich ja kaum noch zu sagen, der Gesang sicherlich noch verbesserungsfähig ist. Dieses kleine Manko wird jedoch durch ausufernde, aber dennoch immer interessante Lieder wettgemacht, von denen sich gerade mal vier auf dieser CD tummeln (18:28, 11:06, 16:51, 12:04). Dass Longsongs nicht immer mit guter Qualität gleichzusetzen sind, dem ist auf jeden Fall zustimmen, doch hier stimmt endlich mal wieder Länge und anspruchsvoller Inhalt überein. Die langanhaltenden, sehr ruhigen Passagen versprühen ein gehobenes Maß an stetiger Melancholie, eigentlich eher passend für unfreundliche Herbst- oder kalte Winterabende, für die jetzige Jahreszeit aber eine Spur zu depressiv. Was an Mellotronklängen, fein gesponnenen Basslinien und atmosphärischen Flötentöne einem hier beigebracht wird, dreht in seiner musikalischen Form die Zeit um mehr als 25 Jahre zurück. Damit dieser Schwedentrunk (Na ,na! Anm. El Supremo) an Variationsreichtum gewinnt, versuchen Sinkadus die "unbequemen" und die "erfreulichen" Sequenzen richtig zu mischen. So wirkt manches sperrig, voller Ecken und Kanten. Jedoch insgesamt wesentlich zurückhaltender als Anekdoten und nicht so abgedreht wie Änglagård, können diese beiden Bands trotz alledem zur Orientierung herangezogen werden.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997