CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Quidam - Sny aniolów
(51:03, Rock-Serwis, 1998)

Das Warten hat ein Ende, Quidam sind endlich wieder zurück! "Moje anioly" gab es vorab bereits auf Maxi CD, jetzt folgt der Longplayer "Sny anilów", der später im Herbst noch als englischsprachige Version unter dem Titel "Angels' dream" bei Musea erscheinen wird. Für welche Ausgabe man sich entscheidet, bleibt den Hörgewohnheiten überlassen. Ich habe mich inzwischen sehr gut mit dem polnischen Gesang angefreundet. Wie bereits im Interview im letzten Heft angedeutet, vollziehen Quidam ihre Loslösung vom Progressive Rock der 70er, das neue Album klingt wesentlich eigenständiger, poppiger, die Keyboardsounds moderner, die Kompositionen wurden ebenfalls gestrafft und mehr auf den Punkt gebracht. So beginnen die Polen mit einem verträumten Flötenintro, welches von Vögelgezwitscher untermalt ist, um zwei Titel folgen zu lassen, die beim ersten Hördurchgang relativ einfach und geradlinig wirken. Grundsätzlich ist "Sny anilów" ruhiger und straighter als das Debüt ausgefallen, Neo Prog bzw. Progressive Rock Einfluss ist aber immer noch deutlich hörbar. So sorgt ein ums andere mal der ausgezeichnete neue Flötist Jacek Zasada für Farbtupfer, wie auch wiederum Gitarrist Maciek Meller mit seltenen, aber schönen Soli zu gefallen weiß, sich dabei aber von der Hackettmäßigen Weinerlichkeit gelöst hat. Die Keyboards haben hauptsächlich eine untermalende Rolle zugeteilt bekommen. Spätestens beim vierten Song "Wesola" zündet sie wieder, diese typische, hochmelodische Mischung aus Folk und Bombast. Flöte und Gitarre brillieren, gepaart mit der engelsgleichen Stimme von Emila Derkowska, eine traumhafte Verschmelzung der schönen Klänge. Zeitlich bewegt man sich im 4-5 Minuten Bereich, allein der fast 14-minütige Longsong "Pod powieka" bricht aus dem Längengefüge aus und rechtfertigt durch große Abwechslung seine Länge. Zum Abschluss gibt es noch eine Coverversion der in Polen sehr bekannten Band Budka Suflera, die ein äußerst und emotionales Album voll Eingängigkeit und melodischer Schönheit beschließt.

Kristian Selm



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