CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Fever Tree - Live at Lake Charles 1978
(53:26, Shroom Productions, 1978)

Shroom Productions, die bereits mit der erstmaligen CD Veröffentlichung der Band Hands ein glückliches Händchen hatten, haben sich auf lange Sicht das Ziel gesetzt, historisch bedeutende Progressive und Psychedelic Rock Acts aus den 60ern und 70ern auszugraben und zu neuem Leben zu erwecken. Fever Tree, bereits Ende der 60er gegründet, dann auseinandergegangen, um nochmals 1978 zusammenzukommen, bilden mit Aufnahmen aus ihrem Abschiedskonzert eine hörenswerte Fortführung des Labelkonzepts. Wie schon bei Hands ist der musikalische Gehalt von einem hervorragenden Kaliber, die Ausrichtung aber eine ganz andere. Die vierköpfige Band (Gitarre, Keyboards / Gesang, Bass, Schlagzeug) lässt es mit dem instrumentalen Opener "Taft Street Strut" gleich mal richtig Jazz-rockig krachen, wobei der Rock Charakter klar im Vordergrund steht. Die Rhythmusabteilung agiert sehr variabel. Keys und Gitarre teilen sich die solistische Vorreiterrolle. Dass es auch anders geht, beweist die energische Rocknummer "Mama hang around". Doch Fever Tree's Rock klingt keineswegs platt oder nach "schon tausendmal gehört und nichts passiert", sondern ungewohnt abwechslungsreich, aber doch groovig. Gitarrist Michael Knust beknustet seine Gitarre, dass es eine wahre Freude ist. Und so geht es in einem fort, "San Francisco girls" klingt z.B. wie eine Ballade im Stil von Uriah Heep Mitte der 70er, um dann sich aber dann doch in freiere Gefilde zu bewegen. Guter Gesang, tolle Soli. Alles da, was gefällt. Das neunminütige "Angelina" bläst einem fast die Gehirnwindungen raus, boah ey! Die Verbindung aus vielschichtigem, perfekt gespieltem Rock mit gut abgehangenem 70er Feeling und leichtem Jazz Rock Touch zeichnet Fever Tree als brillante Verseschmiede aus. Ein kleiner Spritzer Südstaaten Rock, etwas Gitarrenrock à la Wishbone Ash, energiegeladen und intensiv, können sich Fever Tree zwar nicht ganz mit den schon vorher erwähnten Hands messen, bei ihnen geht aber trotzdem mächtig die Lutzie ab, einfach klasse!

Kristian Selm



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