CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)
The good, the bad and the orange
(63:25, Briskeby Records, 1997)
Der vierte Sampler von Briskeby Records, diesmal in einer Auflage von 450 Exemplaren, bietet ausschließlich Progressive Rock Bands aus Norwegen. Sieben der 11 Titel gibt es exklusiv nur auf diesem Sampler, und wie schon bei den Vorgängern ist auch diesmal das musikalische Spektrum sehr weit gefächert. Bei drei Bands (Dot No, Ocean, Crack Of Ice) gibt es ein Wiedersehen, da sie bereits auf anderen "Orange" Samplern vertreten waren, die einzig einigermaßen bekannte Band ist White Willow. Leider wirkt sich dies auch auf das musikalische Niveau aus, denn "The good, the bad and the orange" ist sicherlich der bisher schwächste Sampler dieser Reihe. Doch nun zu den einzelnen Bands. Dot No sind mit ihrer melodischen, sanften, leicht folkigen Mixtur zwar gut, aber wirken etwas zu inhomogen. Auf dem letzten "Revenge of the orange" Sampler wussten sie wesentlich mehr zu überzeugen. Die nachfolgenden Neo Progger Ocean erinnern mit "Newborn ground" an die britischen Vorbilder der 80er, ebenfalls ist eine große Affinität zu Castanarc vorhanden. Bei Norway ("Just kidding") haben u.a. Fruitcake Schlagzeuger Pål Søvik und Keyboarder Helge Skaarseth ihre Finger im Spiel, wobei dieses Projekt nicht ganz die melodische Klasse ihrer eigentlichen Band erreicht, "Winds of space" jedoch ein netter Instrumentaltitel mit sich steigender Dramatik ist. Art By Machinerys leicht orientalischer Einschlag verbindet sich mit Hard Rock und Folk Elementen. "Arise" ist musikalisch sehr vielschichtig und interessant, allein Sänger Ole Sandvik klingt noch etwas schräg. Das nachfolgende "Heading for Neptune" von The Substitutes hingegen ist dann nur eine kurze, folkloristische Suche. Zwei Akustikgitarren und Gesang - ruhig, schön, aber wenig mitreißend. Gleiches gilt leider auch für White Willow mit dem nur auf diesem Sampler erhältlichen "Grankvad". Gegenüber dem Debüt "Ignis eatous" wird dieser Titel von fast völliger Ruhe (Gitarre, Gesang) getragen, und ist zu langatmig. Zum Glück geben Crack Of Ice mehr Gas. "Monkey in disguise" wird von fetten Hammondsounds dominiert, und der nur 3:05 Minuten lange Titel beruft sich auf 70er Jahre Traditionen mit Keith Emerson Einschlag. Das Highlight dieses Sampler sind eindeutig Nærvær, denn auf fast neun Minuten kommt hier die typisch skandinavische Melancholie in packender Weise mit Cello, Flöte und Akustikgitarre zum tragen. Den klassischen Teil des Album beginnen Hard To Find mit semiakustischem, sehr treibenden Rock und leichtem Progressive Touch, der offensichtlich aus den 70ern stammen muss. Anschließend wird der Sampler von zwei äußerst gelungenen Coverversionen (Pink Floyds "Have a cigar" und The Beatles "The fool on the hill") in den Neuinterpretationen von Headquarters und Flagrante Delicto beschlossen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998