CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)

Mats/Morgan - Trends and other diseases
(68:27, UAE, 1996)

Mit "Russin läsk" galoppiert ein überkomplexes Stück Avantgarde-Metal in meine Gehörgänge, dass ich meine, derart abgedrehtes Zeug wirklich noch nicht gehört zu haben. Mit von der Partie sind neben dem blinden Tastenfachmann Mats und dem zum Drum gewordenen Morgan, Fredrik Thordendal, Gitarrist der Metaller Meshuggah, der auch auf seinem eigenen Release (Special Defects - Sol niger within) ziemlich spinnert und immer fein und herb herumpoltert. Dann gibt es noch so'n paar Gastmusiker, die die Setlist schmücken und wundervolle Töne und Stimmen von sich geben, wie Derek Huntsman, die (oder der?) mit gospel voice und RuskPer, der (oder die?) mit mouth noices die Gehörgänge erfreut. Zweiter Song "Guardian witch" kommt wie achtneuntel der CD ohne Guitar aus. Hier höre ich die zappaesken Musiziermethoden heraus, die das "Dedicated to Frank" untermauern. Mats und Morgan haben schon miteinander Krach gemacht, als sie noch in der Nase popelten. Da ist es kein Wunder, dass die Töne auf ihrer ersten gemeinsamen CD ausgereift, hervorragend instrumentiert und in überaus komplexer Weise hinterhältig und großartig komponiert sind. This is not for Neo-Proggers, this is for Musikfreaks, die weit über alles, was Grenzen hat, hinaushören. Nennen kann man die stets tonalen (Hi hi) Harmonien Progressive Rock. Man kann es auch nennen, wie man gerade will. Wichtig ist, dass sich beim Hören ein angenehm entspanntes Gefühl entwickelt. Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass dies alles merkwürdig stupide zusammengewürfelt ("Stupid Bagatelle") klingt, dass es keine Strukturen, welcher Art auch immer gibt. Doch gefallen mir die Gedanken nicht, weil aus diesem Mix von Kinderlied, Weltmusik, hartem Prog-Rock und wahnsinnigen Jazz-Melodien in eben solchem Mix extravaganter Instrumente eine mitreißende Atmosphäre ausgeht, die nicht nur Prog- oder Zappafreaks interessieren wird. Vorwiegend instrumental, und wenn mit Stimme, dann mit einem nasalen, quiekigen Organ, gibt es 18 Songs zwischen einer und neun Minuten. Einfach schöne Musik, kann ich gut empfehlen.

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 1998