CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Timothy Pure - Blood of the berry
(58:26, Isosceles Records, 1997)

Während Asgard mit "Drachenblut" noch auf sich warten lassen, legen Timothy Pure schon mal mit ihrem zweiten Konzeptalbum "Beerenblut" rotgefärbtes vor. Doch ganz so blutrünstig wie dies das tiefrote Cover am Anfang erwarten lässt, ist die Musik der vierköpfigen Band aus den Südstaaten keineswegs. Vielmehr liefern die Jungs aus Atlanta / Georgia eine gelungene, recht ruhig gehaltene Mischung aus gitarrenbetontem Melodic Rock und Neo Prog ab, ohne dabei jedoch ständig auf die schon tausendmal gehörten Klischees zurückzugreifen. Mit sehr viel Atmosphäre dienen vor allem die Keyboards als ständiger Wegbegleiter eines stimmungsvollen Grundsounds. Die ausgezeichnete Gitarre schraubt sich als weiterer Mitstreiter in sphärische Höhen, ohne dabei jedoch aufdringlich zu wirken. Weiteres Merkmal ist das fast schon schleppende Tempo, welches der Musik einen leichten Gothic-Touch verleiht. Das erinnert entfernt etwas an Fields Of The Nephilim. Ansonsten kann man Timothy Pure als Mischung der Atmosphäre von Porcupine Tree, dem Gitarrensound von Pink Floyd und im Gesamteindruck als expressive, und deutlich bessere Form von Land's End bezeichnen. Eine brillante Mixtur, die sich zwar nicht sofort, aber nach mehrmaligem Hören immer mehr in die Gehörgänge gräbt. Ausgedehnte Ausflüge ins Gefühl durch hohen Melodieanteil, ohne dabei durchschaubar oder langweilig zu wirken, verstärken den positiven Gesamteindruck. Vielleicht ist diese CD für manche zu langatmig und temperamentlos, da sie keineswegs Tastengefrickel und Tempo à la Arena bietet. Trotzdem schaffen Timothy Pure durch eine leicht melancholische Grundstimmung so viel positive Energie, dass man sich auf dieser Wolke der Träume gerne niederlässt, obwohl gegen Ende der CD der düstere Eindruck durch dunkle Akkorde und ansteigendes Tempo verstärkt wird.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997