CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Sten Sandell, Simon Steensland - Under öknar (Rankö rednu)
(62:41, UAE, 1997)

Bereits mit seinem 95er Werk "The zombie hunter" beschritt Simon Steensland sehr avantgardistische Wege. Für den Nachfolger hat er sich mit Sten Sandell zusammengetan, so dass man nun als Duo in unbändiger Experimentierfreudigkeit zusammen mit einigen Gastmusikern die Grenzen der Musik und die scheinbar willkürliche Aneinanderreihungen von Tönen auslotet. Selbst die Stimme wird wie ein Instrument verwendet, und liefert nur noch lautmalerische Geräusche. Ansonsten spielen neben Bass und Schlagzeug sonst eher stiefmütterlich behandelte Instrumente wie Akkordeon, Harmonium, Marimba und Cello eine wesentliche Rolle. Abrupte Tempowechsel und Dynamiksprünge sind nicht immer nachvollziehbar, geben den Nummern den charmanten Reiz des Unfertigen, wobei man aber trotzdem verzweifelt nach Halt in dem doch etwas zähen Klangexperimenten sucht. Wenn nicht nur düstere Atmosphäre erzeugt wird, sondern sich ansatzweise Verwandtschaft z.B. bei "Over the city" in Klang und inhaltlichen Steigerung bei Magma wiederfindet, so fühlt man sich dort doch schon eher zu Hause. Trotzdem bleibt "Under öknar" ein sehr problematisches Album, dessen anspruchsvolle Qualität außer Frage steht. Doch liefern die Klangcollagen mehr Stoff für's Hirn denn für den Bauch, so dass eine intensive Auseinandersetzung mit dem Dargebotenen von Nöten ist. Aneinanderreihungen von schrägen Töne mögen ja in begrenztem Umfang ganz originell sein, auf über eine Stunde ausgedehnt wird hier dem Hörer einfach zu viel zugemutet.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997