CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Simon Steensland - The zombie hunter
(58:59, Ad Perpetuam Memoriam, 1995)

Als ehemaliger (gezwungener) Akkordeonspieler, freut man sich, ab und zu auch mal dieses ausgefallene Instrument auf einer Prog CD zu hören. So geschehen auf dieser Scheibe aus dem Land der Untertanen von Sylvia Sommerlatt. Außer diesem selten vorkommenden, tummeln sich auch noch weitere eher rare Instrumente, so z.B. Marimba, ein Harmonium, Jolly Roger Aloha Gitarre und ein Quadraphant, wobei ich echt zugeben muss, dass ich keinen blassen habe, was das denn nun wieder sein soll. Ist das ein quadratischer Rüssel mit Löchern, in da man wie ein Flöte reinbläst? Jedenfalls zeigt schon diese Ausstattung, dass es auf der CD wohl ausgefallen zugehen wird und ums vorwegzunehmen, das ist gelinde gesagt untertrieben. Herr Steensland erzeugt da einen Sound, der sich meiner Meinung nach hart am Rand des Progs befindet und mit einem Bein sich schon in Richtung Avantgarde bewegt. Das Albums setzt sich meist aus Mid Tempo Nummern zusammen, oft wird es aber auch noch schwerfälliger. Wegen des flächendeckenden Einsatzes von Harmonium und Akkordeon in Verbindung mit der seltsamen Musik, erzeugt das Ganze eine eher düstere Atmosphäre, eben typisch skandinavisch. Durch die Verwendung von meist denselben Sounds und Instrumenten in jedem Lied und dem weitgehenden Fehlen von Gesang, besteht unweigerlich die Gefahr, dass es einem nach einer gewissen Zeit langweilig wird. Dies auch, weil die Struktur, wenn man das so nennen will, auch immer sehr ähnlich ist. Von Struktur zu sprechen ist weniger so problematisch, weil es so chaotisch und durcheinander zugeht, sondern weil die Lieder ohne markante innere Abwechslung eher so vor sich hindümpeln. Auch gibt es auf der gesamten Scheibe kaum eine nachvollziehbare Melodie im eigentlichen Sinne, die man später unter Dusche nachpfeifen könnte. Es reiht sich Akkord an Akkord und Tonfolge an Tonfolge. Besonders die Marimba wird oft und gern eingesetzt, um die "Melodien" zu spielen und die Gitarre kommt so leider zu kurz, obwohl sie mit ein paar fetzigen Soli für mehr Abwechslung hätte sorgen können. Mindestens ein Lied kann man eigentlich gar nicht mehr als solches bezeichnen, da wäre Klang-Collage wohl eher angebracht und es beginnt auch bald ziemlich zu nerven. Das auch allgemein, weil sich immerhin zwei Lieder über 10 Minuten hinziehen und das dann doch schwer durchzuhalten ist. Die Instrumente werden auch fast alle von SS (wie er sich selbst gern im Booklet abkürzt) gespielt, den anderen Gastmusikern bleiben da nur kurze Soloeinlagen an Gitarre oder Keyboards. Im Vergleich zur zuletzt besprochenen Happy Family ist das Teil also sogar noch abgedrehter, aber eben nicht im Sinne von hektisch-chaotisch, wo man doch noch mitgehen kann (wie dort), sondern eben so wie oben beschrieben. Daher eine 10 auf der noch oben offenen "Abgedreht"-Skala. Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Album ganz gut als Untermalung irgendeines Underground Experimentalfilms über das Leben eine manisch-depressiven Geisteskranken taugen würde. Zum nebenher Hören aus Spaß ist es aber nur den Leuten zu empfehlen, die wirklich ab und zu auf avantgardistischen Pfaden wandeln und deren Bewusstsein durch solche harten Prüfungen auch nicht nachhaltig beeinflusst wird.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1996