CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)
Twin Age - Lialim high
(50:40, Altair Music, 1997)
Was 1993 als Dream Theater Coverband unter dem Namen Illusory Dawn begann, später weit entfernt vom Heavy-Ursprung mit der Band Altair weiterging, mündete schließlich 1995 in der Gründung von Twin Age, die zu Beginn hauptsächlich Songs von Genesis wie z.B. "Dancing with the moonlit knight" oder "Watcher of the skies" nachspielten. Ihr Debüt "Month of the year" weißt noch einen deutlichen Hang zu Genesis auf, was sich beim Nachfolger "Lialim high" zwar wieder nicht leugnen lässt, aber mit mehr Tempo, Power und abwechslungsreichen Arrangements feilen Twin Age langsam am eigenen Profil. Bei Keyboards und Gitarre geht der Daumen gleich nach oben, denn die fließenden und analogen Klänge, z.B. aus dem Mellotron, klingen zwar etwas antiquiert, aber werden in stimmungsvoller Perfektion gespielt. Zwar wirken die melodischen Grundstrukturen etwas vorausschaubar und weder neu, noch originell, aber handwerklich gute Arbeit wischt diesen Vorbehalt hinfort. Twin Age kann als Bindeglied zwischen den 70ern und 90ern, irgendwo zwischen Galleon und den Flower Kings angesiedelt werden. Einzig der etwas monotone Gesangsstil von Johan Hansson wirkt auf Dauer etwas langweilig, wenn jedoch Carl Johan Kilborn in bester Tony Banks-Manier über die Tasten huscht, und die Gitarre von John Löwenadler gezupft wird, dann werden im instrumentalen Bereich wehmütige Erinnerungen an "Selling England by the pound" wach. Es stellt sich natürlich die berechtigte Frage, warum man sich stellenweise unbedingt so nah am Vorbild orientiert, wobei, wenn man so gelungen wie Twin Age kopiert, sich diese Frage fast selbst erübrigt. Somit haben die zwischen 20 und 25 Jahre alten Musiker von Twin Age noch eine hoffentlich große Zukunft vor sich, denn "Lialim high" ist mehr als nur ein Geheimtipp für den Freund melodischer, neo-progressiver Klänge. Wer noch mehr über die Band wissen möchte, findet zusätzliche Informationen auf deren Homepage.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997