CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)

Twin Age - Mont of the year
(40:39, Altair Music, 1996)

Spielten sie bei ihrem Auftritt auf dem Gothenburg Art Rock Festival 1995 mit den Flower Kings, Anekdoten und Galleon nur Genesis Klassiker nach, so legen Twin Age jetzt ihr Debüt komplett mit Eigenkompositionen vor. Zwar nur mickrige 40 Minuten, aber besser wenig gute Musik, als viel unnötiges Füllmaterial. Was schon nach wenigen Takten auffällt ist, dass trotz eigener Ideen ein deutlicher Hang zu den schon vorher angesprochenen Genesis bleibt. Bei "Month of the year" wird man musikalisch unweigerlich an die Phase zwischen "Foxtrot" und "Trick of a tail" erinnert und einige Passagen wecken Erinnerungen, wie z.B. der "Lamb lies down on Broadway"-mäßige Beginn von "Emily Dawn". Nun hat es bisher selten eine Band geschafft, wie das große Vorbild zu klingen und auch Twin Age müssen unweigerlich an diesem hochgegriffenen Vergleich scheitern. Doch scheitert dadurch nicht ihre Musik, denn diese besitzt doch so viel Substanz und Eigenständigkeit, um nach Abstreifung der scheinbaren Ähnlichkeiten, das eigene Können in recht gutem Licht erscheinen zu lassen. Die Jungs aus Göteborg spielen sich zwar nicht vor in die skandinavische Elite, liefern aber doch ein vielversprechendes Debüt ab. Die Fähigkeiten an den Instrumenten kann als überaus gelungen durchgehen, die Produktion ist in Ordnung und meist frönt man getragen den sinfonischen Bombast, um stellenweise auch solistisch an Gitarre und Keyboards auszubrechen. Was wie bei so vielen Produktionen fehlt, sind die absoluten Hammerstücke, doch bieten die sechs Lieder überdurchschnittlichen, leicht altertümlich angehauchten, soliden melodischen Progressive Rock, dessen Umsetzung absolut in Ordnung geht und zu begeistern weiß.

Kristian Selm



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