CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Still - Always almost
(50:19, Pleasant Green Records, 1997)

Nach dem leider viel zu frühen Ende von Echolyn, einer der besten amerikanischen Bands der letzten Jahre, haben sich drei Ex-Mitglieder dieser Band unter dem Bandnamen Still formiert. Im einzelnen sind dies Brett Kull (Gesang, Gitarre), Paul Ramsey (Schlagzeug) und Ray Weston (Gesang, Bass). Einen kleinen Vorgeschmack auf die Musik des Trios gab es bereits auf dem letzten Cyclops Sampler, wo aber bereits deutlich wurde, dass bei Still nicht mehr sehr viel an Echolyn erinnert. Geblieben sind der herausragende Chorgesang, und die teils verschachtelten Vokalharmonien. Es ist auch nicht zu leugnen, dass trotz eines Stilwechsels immer noch die Magie, das gewisse Etwas, welches bereits die Musik von Echolyn auszeichnete, durchschimmert. Doch wo ist die Musik von Still einzuordnen? Es geht auf jeden Fall wesentlich rockiger, geradliniger zu. Die Gitarre wird in verschiedenen Spielarten, von akustisch bis mit Bottleneck Technik, gespielt, sie dominiert den härteren Grundcharakter der CD. In einer Melange aus Rock, Country, Blues, Southern Rock und sogar etwas Grunge sind die Akkorde eher saitenlastig. Sehr direkt, mit auch mal härteren Riffs, jedoch genauso sehr ruhigen Passagen, zielen die Klänge deutlich auf die Magengegend. Da es die drei aber immer noch schaffen, ihre Songs mit komplexen, ausgefeilten Ansätzen zu versehen, bleibt "Always almost" ein mehr als interessantes Rockalbum mit schrägem, unfertigen Charakter. Für den Proggie gibt es mit "Calculated truth" einen in ekstatischen Bombast gipfelnden Song, der noch sehr an Echolyn erinnert. Ansonsten wird hier mehr grundsolide Kost geboten, die zwar für kein überragendes Debüt sorgt, aber aufgrund der Qualität der Musiker doch aufhorchen lässt.

Kristian Selm



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