CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Minimum Vital - Sarabandes
(45:44 Musea, 1990)
Minimum Vital - La source
(47:40, Musea, 1993)

Auf den ersten Blick bzw. beim ersten Hören erkennt man noch nicht die Qualität dieser französischen CD. Zuerst steckt man sie noch in die Schublade Neo Prog, aber schon nach mehrmaligen konzentrierten Zuhören erkennt man sofort das Unrecht, das man dieser Scheibe damit antut, denn mit den typischen Neo Proggern wie Pendragon oder Galahad, hat das wirklich wenig gemeinsam. Man könnte den Stil eher dem anspruchsvollem Melodic Prog zurechnen, obwohl das auch nicht viel aussagt. Die Musiker aus dem Land von Baguette und Jeanette spielen einen hervorragend produzierten und arrangierten Prog mit ausgewogenen Anteilen von Gitarre und Keyboards. Die meisten Stücke sind instrumental und schwanken zwischen 5 und 9 Minuten Länge. Was mich zwar nicht stört, aber manche vielleicht blöd finden werden, ist die bei manchen Gesangsstücken eingesetzte Kunstsprache, aus Teilen oder Wörtern von anderen Sprachen zusammengesetzt. Man darf sich das aber nicht wie bei Magma vorstellen, es klingt fließend und harmonisch. Die Musik besteht hauptsächlich aus Mid-Tempo Nummern mit oft geilen Bombastteilen und schönen, aber nicht belanglosen Melodien. Alle Musiker liefern eine solide Arbeit ab ohne ausgesprochene Solo-Kunststückchen o.ä. Die Instrumentierung bzw. die Sounds sind zeitgemäß und passend zur Songstruktur, Es werden also keine antiquierten Instrumente aufgefahren, um einen bestimmtem 70er Sound zu beschwären (was jetzt nicht heißen soll, dass mir das wie z.B. bei Anekdoten nicht gefällt), es klingt vom Sound her (und nur vom Sound, nicht von den Kompositionen!) eher nach den modernen Yes oder heutigen amerikanischen Gruppen. Demnach würde ich es als Kaufempfehlung auch so zusammenfassen: wem alles bisher gesagte gefallen hat und wem z.B. Pendragon zu banal und Echolyn zu komplex ist, der liegt mit diesem Album genau richtig.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1995