CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

The 3rd And The Mortal - In this room
(53:15, Voices Of Wonder, 1997)

Mit ihrer mittlerweile fünften CD betreten die norwegischen The 3rd And The Mortal wieder neue, wesentlich ruhigere Wege, ohne dabei so schwer verdaulich wie der Vorgänger "Painting on glass" zu klingen. Jedoch ist "In this room" bei weitem kein einfaches Album. Erst mehrfaches Anhören lässt einen in die abwegige Welt der Nordeuropäer eindringen. Wie schon bei den anderen Alben, ist der klassisch geschulte und ausdrucksstarke Gesang, hier von Ann-Mari Edvardsen dargeboten, das äußerst positiv auffallende Stilelement. Die vor allem auf den ersten beiden Alben vertretenen metalmäßigen Gitarrenakkorde wurden auf Minimalform zusammengestutzt, ätherisch Abgehobenes neu geerdet und Schwülstiges entschlackt - es entsteht ein höchst anregendes Wechselbad der Gefühle und Stile. "In this room" lässt sich am besten in drei Kategorien von Liedern einordnen: Teil 1 ist ruhig, verträumt, melancholisch und melodisch, Teil 2 fällt in die Sparte mystische, dennoch spannende Soundcollagen und bei Teil 3 geht es schräg und teilweise mit abartige Vokalsprüngen recht gewöhnungsbedürftig zu. Unschwer zu erraten, dass sich die Lieder der ersten Kategorie schon beim ersten Hördurchgang gut zuordnen lassen, und recht zugänglich sind. Im stilistischen Fahrwasser von nordischen Bands wie z.B. Landberk, und mit sparsamen Arrangements ausgestattet, strahlt die Musik eine beruhigende Wirkung aus. Mal nur von Piano begleitet, dann leicht folkloristisch unter Dampf gesetzt, um sich sinfonisch zu steigern, sind diese Lieder die eigentliche Stärke und auch das hauptsächliche Live Repertoire von The 3rd And The Mortal. Der zweite Teil drückt in durchkomponierten Klangexperimenten verschiedene Stimmungen aus. Trotz auch manchmal leichtem New Age Charakter wirken diese Klänge inhaltlich bedrohlich und interessant. Mal einen Schuss Gothic eingestreut, dann wieder gruftige Endzeitgitarrenakkorde hinzugefügt. Bei Teil 3 wird es dann am schwierigsten. Sperrig, stellenweise leicht jazzig erinnern mich diese Klänge in Teilen an das 91er Album "Sarcastic fringeheads" von Edge. Ebenfalls werden crimsonesk aus den Gitarren verschiedene Tonabfolgen erzeugt, die aber einen erheblichen Reiz versprühen. Dann darf bei "Did you" Sängerin Ann-Mari Edvardson ihren ganzen Schmerz herausschreien, und wird dabei von brachialen Gitarrenattacken begleitet. Die Vielschichtigkeit dieser CD macht "In this room" zu einem herausragenden, sehr interessanten Album, welches sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Trotzdem: die besondere Empfehlung für Unerschrockene und Aufgeschlossene.

Kristian Selm



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