CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Runaway Totem - Zed
(48:54, Black Widow, 1996)

Was meinte ich noch im Schlussresümee zur letzten CD von Runaway Totem in Heft Nr.7: "ein Album für alle Freaks der schrägen Töne". Das Gleiche gilt für den Nachfolger von "Trimegisto". Auch bei "Zed" wird von den vier Herren aus Italien einiges aufgefahren, um ein eigenartiges Gesamtwerk abzuliefern. Beispiele gefällig? Zuerst ein Blick aufs Cover. Vom gleichen Zeichner wie bei der weiter vorne besprochenen Presence CD, wirken die eigenartigen Kreaturen wie futuristische Mutanten, die ihre Ursprünge in Ägypten haben. Die düsteren Farben in schwarzen und roten Grundtönen wirken bedrohlich. Als nächstes ein Blick ins Booklet auf die Texte. Diese bestehen aus einem unverständlichem Konglomerat mit Sprachfetzen aus Italienisch, Latein und eigenen Wortschöpfungen. Bei der Titelanzahl wurde dafür gespart, denn die CD besteht nur aus den Titeln "Zed" und "Mnar". Hört man sich dann durch die CD und zieht die stellenweise auftretenden, treibenden Rhythmen, gepaart mit männlichem Gesang in Basslage und Frauenchor, zur Bewertung heran, dann kommt einem unweigerlich der Name Magma in den Sinn. Doch Runaway Totem greifen neben diese Parallelitäten zu den französischen Kollegen noch auf anderes musikalisches Beiwerk zurück. Zur Umsetzung der Musik wurde ein Kleinorchester mit allerlei Gebläse und Schlagwerk herbeizitiert. In mystischen Zwischenpassagen, die von spacig bis atmosphärisch klingen, wird im Gegensatz zu den sonst vorhandenen metallischen Gitarrenakkorden ein Gegenpol erzeugt. Man weiß in den langgedehnten Dröhnorgien eigentlich nie genau, wie der nächste Zwischenteil klingen wird. Was jedoch schade ist, dass der Sound nicht immer transparent herüberkommt und so die Umsetzung doch manchmal zu viel in den Ohren wummert. So wird die musikalische Unberechenbarkeit dieser Band zwar etwas im Klang gestört, konfrontiert aber trotzdem den Hörer mit einem Stil außerhalb jeglicher festgefahrener Strukturen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996