CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Runaway Totem - Trimegisto
(58:02, Black Widow, 1995)

Südlich der Alpen wird inzwischen ein neuer Trend erkennbar. Was Gruppen wie Devil Doll oder Deus Ex Machina angefangen haben, führen Runaway Totem in einer eigenen Spielart des Progressive Rocks fort, die weder hübsch anzuhören, noch eingängig ist. Vielmehr üben sie sich im Spielen von unmelodische, schwermetallischen Soundcollagen. Der teilweise vorhandene italienische Gesang sorgt in seiner Intonation auch nicht gerade für einen Hörgenuss. So erklingt im großen und ganzen ein recht gewöhnungsbedürftiges Klangspektakel. Bestes Beispiel dafür: "O.:. T.:.", in dem einiges zusammengemixt wurde: auf Chorgesang folgen verfremdetet Gitarren und dann ein Magma-ähnlicher Rhythmus mit metallischem Rhythmus und Operngesang, sehr eigenartig, aber irgendwie doch faszinierend. Treibende Bassläufe, ungewöhnlich klingende Gitarren, seltsame Gebilde und Gesang zwischen Sprechgesang, rhythmischen Klanggemälden und klassischen Zitaten sind nicht zu Nebenbeihören geeignet. Auch wird mal kurzzeitig kräftig in die Saiten gegriffen, einige Breaks eingestreut, aber angenehmer wird es dadurch auch nicht. Eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Musikstil ist nötig, sofern man es aushält, denn bei den meisten werden die ersten Minuten schon reichen, um diese CD aus dem Player zu befördern. Einzige Ausnahme ist das Stück mit dem schönen deutschen Titel "Ein Tag in das Haus Von Hermann...". Recht melodische Keyboardteppiche, die sich in orgelhafte Sakraltöne mit Gitarrenriffs steigern, sind auch für den Normalhörer geeignet. Doch hinterlässt dieses Album bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Zum einen ist es nicht eingängig und so gewöhnungsbedürftig, dass es für den Hörer, der Überraschungen liebt, auf jeden Fall interessant ist, jedoch wird zum anderen manchmal doch etwas zu arg übertrieben. Somit ein Album für alle Freaks der schrägen Töne.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996