CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Morse Code - D'un autre monde
(50:53, Or W. Woolf, 1996)

Oh weh! Für diese kanadische Band hat Sony den Vertrieb übernommen. Wenn das nicht wie bei Echolyn wieder mal das Ende der Band bedeutet. Jedoch bleibt immerhin die Hoffnung, dass nicht jede Band vom japanischen Medienriesen niedergemäht wird. Etwas schade wäre es doch um das Quartett aus dem französischen Teil Kanadas. Morse Code haben sich dem melodischen Rock verschrieben, wobei die Betonung klar in Richtung Rock geht. Sie bieten auf ihren Ausflügen eine eingängige, gut produzierte Mischung aus straightem Songaufbau mit einem kleinen Schuss Progressive Rock (etwas Bombast hier und da). Textlich und gesanglich greift man auf die Muttersprache zurück, sprich hier bekommt die francophile Fraktion etwas zu hören. Dazu hat auch die Musik einen leichten Einschlag unserer westlichen Nachbarn, irgendwie fühle mich manchmal an Jean-Jacques Goldman erinnert. Jedoch versteht es diese Band sich immer weiter weg aus poppigen Gefilden hin zum melodischen Rock zu retten. Trotzdem besitzt ihr Material stellenweise Radiotauglichkeit mit Wiedererkennungswert. Für den Proggie gibt es dann wenigstens beim dramatischen Songaufbau (Gitarren mit etwas Dampf, bombastische Keyboardeinsätze oder auch schöne Flötentöne) Wiedererkennungseffekte, da sich auf diese Weise aus dem reichhaltigen Füllhorn dieser Musiksparte bedient wird. Noch die letzte CD von Galaad in den Ohren, klingen Morse Code, die ihren Schweizer Kollegen nicht unähnlich sind, dabei jedoch wesentlich rockiger und geradliniger, etwas böse gesprochen einfach harmloser. Wem nun diese CD empfohlen sei, ist nicht gerade einfach zu umreißen. Man sollte Gefallen an einfacheren Rock Strukturen haben, mit französischem Gesang keine Probleme haben und die Ansprüche in Sachen Taktwechsel und komplexen Liedaufbau zurückschrauben, um hier seine Freude zu haben.

Kristian Selm



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