CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Fermata - Real time
(47:18, Ena Records, 1994)

Tröpfchenweise und mit etwas zeitlicher Verspätung kleckern die Alben von Fermáta aus Bratislava auf den deutschen Markt. Die Integration von Osteuropa geht ebn doch etwas schleppend voran. Wer Probleme mit den slawischen Sprachen hat, dem kommt das Quartett sehr entgegen, da es bis auf zwei englisch gesungene Titel (das sehr rockige "Somedays" und die Ballade "Living your lives") ausschließlich Instrumentalmusik spielt. Die Gitarre übernimmt meistens die Melodieführung, wird aber dabei von den Keyboards fast immer unterstützt. Ihre Instrumente beherrschen die vier Slowaken hervorragend und ihr relaxter bis anspruchsvoller Rock mit leichten Einflüssen aus dem Jazz Rock ist überzeugen umgesetzt. Die stilistische Spannbreite ist sehr weit gefasst. Da finden Gitarrenakrobatik Abgehnummern Marke Steve Morse oder Joe Satriani ("Blue monday", "Subway"), ebenso wie auch euphorisch bombastische Gitarrenklänge ("Tequila sunrise", "Love time") ihren Platz. Bei den Stimmungen ist alles von relaxter Ruhe bis flottes Rock Tempo vertreten. Trotz den meist fehlenden Gesangskünsten sind die durchschnittlich ca. 4 Minuten langen Lieder abwechslungsreich strukturiert und aufgrund wechselnder Dynamik nie langweilig. Wie schon beim Vorgänger "Simile..." beeindruckt die Rhythmusgruppe. Schlagzeuger Jindruch Plánka bearbeitet mit Bravour seine Felle, Bassist Marius Barton haut auch mal funkig in die Saiten. Im Vordergrund steht aber einmal mehr Gitarrist Frantisek Griglák, der mit Martin Hanzel an den Keyboards seine musikalische Ergänzung findet. Ein Album, welches nicht so extrem im Progressive Sumpf verwurzelt ist, sondern seine Fühler auch in andere Bereiche ausstreckt. Damit bleiben Fermáta weiterhin ein interessanter Exot, der gut gespielte Musik fürs Geld abliefert.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996