CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)

Fermata - Simile...
(39:08, Union Of The Young Slovak Culture, 1991)

Im Osten viel Neues, wenn auch nicht brandaktuell vom Erscheinungsdatum her. Manchmal finden doch noch, wenn auch mit Verspätung, Kleinodien aus Osteuropa den Weg in unsere Breiten. Und dieses mal hat es sich gelohnt. Zwar wird hier nur instrumentaler Prog Rock geboten, doch die vier Slowaken spielen so herzerfrischend und mitreißend, dass einem der fehlende Sänger gar nicht auffällt. Die Titel sind zwar alle in Landessprache, doch hat man netterweise die englischen Übersetzungen dazu geschrieben. Es beginnt vielversprechend, die beiden ersten Stücke strotzen vor Energie und bombastische Keyboards und Gitarren hauen mächtig rein. Sowohl "Dr.Gamow" mit leicht düsterer Stimmung, als auch die Uptemo Nummer "Dogs Boogie" bieten kräftige Gitarre, mitreißende Rhythmen, alles sehr rockig, aber dennoch mit komplexen Ansätzen durchsetzt. Danach "Under silent river", getragen von weichen Keyboardteppichen, darf hier mal die akustische Gitarre ran. Im Grundsatz sehr melodisch, dennoch nicht einlullend, weil die Akkordfolgen einen Spannungsbogen erzeugen. Das folgende "The encounter" ist dann einer der schwächeren Titel, wieder gute Gitarrenarbeit und Rhythmuswechsel, aber dennoch fehlen mir Ideen, die den Funken überspringen lassen. Zur Abwechslung danach ein sehr gefühlvoller Blues "Memory of Amsterdam". Zwar kein Prog, aber trotzdem gute Musik. "Mardi Gras" ist eigentlich mehr ein Bass-Solo, da die Keyboards nur ganz leise im Hintergrund begleiten und Gitarre und Schlagzeug überhaupt nicht auftauchen. Nicht unbedingt der Knaller, aber nach ca. zwei Minuten ist diese solistische Einlage auch schon vorbei. Doch dann wird sich wieder langsam gesteigert. "The sinner" hat einen leicht orientalischen Touch, ist aber vor allem durch die Akustikgitarre geprägt. Zum Schluss das längste Stück mit acht Minuten und mein persönliches Lieblingslied. "Foxy lady" hat nichts mit dem gleichnamigen Titel von Jimi Hendrix gemeinsam, wirkt aber als abwechslungsreiche Bombastorgie von Keyboards und Gitarre, um nach drei Minuten mit funkigem Bass voll reinzugrooven. Das Tempo wird langsam gesteigert, um am Schluss mit einem wilden Gitarrengequäle fetzig auszuklingen. Ein, trotz kleiner Abstriche, gelungenes, modern arrangiert und gespieltes Instrumentalalbum, welches von der Gitarre dominiert wird, ohne jedoch zu gitarrenlastig zu klingen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1995