CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Fermata - Huascaran
(51:23, Bonton Music, 1976)

Nach der 1991 erschienenen "Simile" und der weiter hinten besprochenen letzten CD, taucht nun noch dieses Frühwerk der tschechischen Gruppe Fermáta aus dem Dunkel der Zeiten auf. Das Aufnahmejahr und das Bühnen Coverfoto, das einen typischen 70er Bühnenaufbau mit Vorhang im Hintergrund und ein paar verloren herumstehenden Verstärkern und Musiker zeigt, deutet schon von außen her an, dass der Inhalt, sprich die Musik, etwas anders klingen könnte, als die oben angesprochenen Scheiben aus den 90ern. Und wer hätte es gedacht, so isses auch. Tendieren die neuen Veröffentlichungen doch schon stark Richtung Mainstream, gibt es hier ganz klar 70er Prog zu hören mit allen Attributen: lange Lieder, analoger Synthesizer und knarrender Bass. Durch die längeren Lieder (zwei über 11 Minuten) entsteht natürlich viel Freiraum, den die Gruppe mit gelungenen Steigerungen oder Entwicklungen bestimmter Themen und Stimmungen ausfüllt. Gesungen wird nicht so oft, es stehen eindeutig die Instrumente im Vordergrund, die von den Bandmitgliedern mit Können gehandhabt werden. Man muss aber gleich sagen, dass es keine so virtuosen Soloausflüge wie z.B. bei den alten Yes gibt. Man kann eigentlich allen Teilen gleich folgen und wird nicht überfordert. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass gar nichts passiert, sondern dass es keine so extremen Teile wie der Anfang von "Heart of the sunrise" oder "Soundchaser" gibt. Der Stil ist auch jazziger, als bei den meisten Prog Bands dieser Zeit (teils sogar funky) und gleicht oft einer Jam Session. Manchmal erinnert mich das auch etwas an alter Kraut Rock Zeiten. Zusätzlich zu den ursprünglichen vier Tracks gibt es noch drei Bonusstücke, die die CD somit auf annehmbare 51 Minuten bringen und wo dann sogar auch mal Bläsereinsätze auftauchen. Da regiert dann der Groove pur. Alles in allem also für 70er Freunde durchaus einen Blick bzw. ein Horchen wert.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1996