CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)

Relayer - The teething fashion
(51:00, Angular Records, 1996)

Angular Records meldet einen Neuzugang. Nach Ziff und No Name konnte jetzt mit Relayer sogar eine amerikanische Band verpflichtet werden, für die nun dieses Label den europaweiten Vertrieb übernimmt. Und die Wahl hat sich gelohnt. Relayer erreichen zwar nicht das herausragende Niveau der US Top Acts, aber zum Aufstieg in die Liga der Bands mit Ambitionen reicht es allemal. Müßig zu erwähnen, dass Produktion und Qualität dem gewohnt guten Standard der Silberlinge aus Nordamerika entsprechen. Entweder der wirkliche Müll schafft es nicht über den Atlantik oder die US-Amerikaner sind einfach gewissenhafter bei der Veröffentlichung ihrer Ideen. Nun gut, über dieses Thema ist schon erschöpfend diskutiert worden, deshalb nun die Hinwendung zum musikalischen Schaffenswerk der Band aus Illionois. Der sich aufdrängende Vergleich zu Yes ist bereits beim Debüt eher als nur sehr wenig vorhanden zu bezeichnen. Relayer verschmelzen schmissige Melodien mit progressiven Strukturen und verzichten dabei ebenso wenig auf Bombast, wie auch etwaige be- oder unbeabsichtigte Zitate, allen voran gerade in zwei Passagen bei Marillion. Daneben erinnert der Song "Everday disguise" in einigen Teilen etwas an Queen. Eingängige Melodien, ohne ins Seichte abzugleiten, sowie unaufdringliche, aber ausgefeilte Arrangements überzeugen. So etwas kann auch das "normale" Publikum ertragen, ohne dass man beim Abspielen dieser CD wieder mal fürchten muss, dass alle Bekannten unter wüsten Beschimpfungen fluchtartig das Wohnzimmer verlassen. Sänger John Sahagian bleibt in angenehmer Tonlage, der Rest der Band in traditioneller Besetzung (Bass, Gitarre, Keyboards, Schlagzeug) liefert die passende Untermalung ohne penetrant die instrumentalen Fähigkeiten in den Vordergrund zu drängen. Das Spektrum reicht neben dem angesprochenen Melodic Rock von einer akustischen Ballade ("Common goal") über totalen Bombast ("Cairo") bis hin zu einer leider etwas kurzen, aber leicht abgedrehten Einlage ("Eleven stepps"), welche mit im Gegensatz zu anderen Personen, eigentlich sehr gut gefällt. Interessant ist diese CD vor allem für die breite Fan Fraktion, die es nicht ganz so abgedreht und mehr melodiös mag. Zweifelsohne die beste Produktion des noch relativ jungen deutschen Labels, so dass man auf eine erfolgreiche Fortsetzung hoffen darf.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996