CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
Landberk - Indian summer
(47:30, Record Heaven, 1996)
Das Warten hat sich gelohnt, zwar nicht für alle, doch meine Begeisterung kennt keine Grenzen. Für Mai angekündigt, kam jetzt mit etwas Verspätung doch noch Landberk's Neue auf den Markt. Dabei haben sie sich mit diesem Album noch mehr in Melancholie, Ruhe und Traurigkeit geflüchtet. Dadurch wurde "Indian summer" zu einem sehr schönem, leicht gitarrenlastigen Album, welches sich wunderbar für kühle, regnerische Herbstabende eignet. Die Schweden setzen damit ihre musikalische Entwicklung in ansatzweise Independent orientierte Gefilde und in eine mehr zurückhaltende, fast traumatische Richtung fort. So ist ihr Stil immer mehr ein Zwiegespräch zwischen der zurückgefahrenen Rhythmustruppe aus Schlagzeug und Bass, untermalt von weichen Mellotronklängen und dem Gesang von Patrick Helje, ergänzt durch die verzerrten Einsätze von Gitarrist Reine Fiske. Die schönen, schlafwandlerischen Melodien hatten es mir gleich angetan, dazu noch rockige Gitarrenakkorde, geben "Indian summer" die nötige Abwechslung. Für mich klingen Landberk, heute so, wie U2 nach "The unforgettable fire" hätten klingen können, wenn diese nicht zu technisch geworden wären. Den Bezug zu King Crimson verlieren Landberk fast ganz, um wie zuletzt auch The 3rd And The Mortal immer mehr auf Stimmungen und transzendente Klänge zu setzen. Wobei es die Schweden nicht ganz so weit wie ihre norwegischen Kollegen treiben, die bei ihrem letzten Werk "Painting on glass" zu oft in Minimalismus untertauchten. Jedoch verstehen es auch Landberk Akkorde durch langsame Wiederholung in minutenlanges Warten und fast vollständige Ruhe zu dehnen. Erstaunlicherweise werden Landberks Alben trotzdem immer kürzer. Ein Lied herauszuheben fällt schwer, da jedes für sich inhaltlich überzeugen kann. Neben sechs neuen Stücken, sind ebenfalls die bereits von der letzten Maxi CD bekannten "All around me" und "Dreamdance" enthalten. Nicht jedem Fan von Landberk wir vielleicht dieser musikalischer Schritt gefallen, jedoch zeigen Landberk auch, dass sich eine Band kontinuierlich weiterentwickeln kann und trotzdem noch sehr gute Musik zusammenbringt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996